Deutsch-Chinesische Enzyklopädie, 德汉百科
Yundi Li (*1982) war neun, als er beschloss, Pianist zu werden. Zwei Jahre zuvor hatte er damit begonnen, sich ernsthaft mit dem Instrument auseinander zu setzen, nachdem ihm im Kindergarten zunächst das Akkordeon nahegelegt worden war. Es war eine gute Zeit für Hohe Kunst, denn die politische Führung in Peking war daran interessiert, nach dem Massaker am Platz des Himmlischen Friedens nach außen der Welt gegenüber wieder als Kulturnation zu erscheinen. Der Junge aus Tschungking wurde gefördert, ging bei Dan Zhao Yi in die Lehre, einem der angesehensten Pädagogen seiner Heimat. Er brachte mehrere Wettbewerbe im eigenen Land erfolgreich hinter sich, stieß damit aber bald an Grenzen der Interpretation, die mit technischer Perfektion nicht zu überwinden waren. In einem Alter, in dem seine Spielkameraden gerade erst dem Bolzplatz entwuchsen, machte er sich daher bereits über große Lehrer der Zunft Gedanken und versuchte als Gymnasiast der Musikhochschule in Sichuan von deren Erfahrungen zu profitieren.