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Der Aachener Dom, auch Hoher Dom zu Aachen, Aachener Münster oder Aachener Marienkirche, ist die Bischofskirche des Bistums Aachen und das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt Aachen. Der Dom besteht aus mehreren Teilbauten, deren jeweilige Entstehungszeiten die Epoche des Frühmittelalters bis hin zur späten Neuzeit umfassen. Das karolingische Oktogon, ehemals die Pfalzkapelle[1] der Aachener Königspfalz, ist das bedeutendste architektonische Beispiel für die karolingische Renaissance. Karl der Große ließ den Zentralbau und das Westwerk gegen Ende des achten Jahrhunderts als Kern seiner Pfalzanlage errichten. Die Grundsteinlegung erfolgte um 795, die Fertigstellung um 803.[2][3] Die Kirchweihe wird für den 17. Juli 802 angenommen (nicht gesichert). Die Reliquienankunft fand in den beiden Jahren vorher statt. Die postulierte Weihe 805 durch Papst Leo III. entstammt einer Legende aus dem 14. Jahrhundert. Heute noch wird die Kirchweihe am 17. Juli, jedoch seit 1803 das Patronatsfest des Domes am 15. August zu Mariä Himmelfahrt gefeiert.[4] Die karolingische Pfalzkirche ist umgeben von mehreren Anbauten aus späterer Zeit, darunter die gotische Chorhalle im Osten und der vielgestaltige Kapellenkranz.
Der über 1200-jährige Aachener Dom ist ein heterogen aufgebautes, durch viele Stilepochen beeinflusstes Bauwerk, das durch zahlreiche Überformungen, Niederlegungen und Anbauten gekennzeichnet ist. Die Funktion des Kirchenbaus veränderte sich im Laufe der Geschichte von der einst karolingischen Pfalzkapelle, über die Münsterkirche des Marienstiftes, zum Bischofsdom der Gegenwart. Als Mausoleum Karls des Großen war die Stiftskirche von 936 bis 1531 Krönungsort römisch-deutscher Könige. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelte sich Aachen zu einem bedeutenden Wallfahrtsort mit der alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrt. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Aachener Dom – wenn auch nur kurzfristig – Kathedrale, eine Funktion, die die Kirche seit 1930 wieder dauerhaft erfüllt.[5]
Patronin des Doms ist die Gottesmutter Maria.
Die Albrechtsburg in Meißen ist eines der bekanntesten spätgotischen Architekturdenkmäler und gilt als der erste Schlossbau Deutschlands.[1] Die Höhenburg ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.
Der Burgberg war bereits von der Jungbronzezeit bis zur Zeit der Germanen besiedelt. Spuren von Befestigungen konnten aber bisher nicht gefunden werden. Als König Heinrich I. 929 die sorbische Volksburg Gana zerstört hatte, suchte er nach einem Ort für eine neue Burg. Diesen fand er zwischen der Elbe, der Triebisch und der Meisa. Der emporragende Felsen, auf dem die spätere Burg namens Misni (Meißen) erbaut wurde, eignete sich ausgezeichnet für die Beherrschung des Landes. Wegen ihrer Lage über der Elbe wird die Albrechtsburg auch „sächsische Akropolis“ genannt. Dem Bericht des Chronisten Thietmar von Merseburg ist zu entnehmen, er habe einen bewaldeten Hügel vorgefunden. Die Burg Heinrichs bestand aus einer Anzahl von hölzernen Bauten, die mit einer Holz-Erde-Mauer umgeben waren. Der Name der Burg Misni bezieht sich auf den kleinen Bach Misni (Meisa, siehe Meisatal), der etwas unterhalb des Burgberges in die Elbe mündet.
Von 936 bis 968 wird die Burg in sächsischen Geschichtsquellen dann nicht mehr erwähnt. Möglicherweise war sie bereits in den Kämpfen mit den Böhmen im September 936 verloren gegangen.[3] Ab 968 ist ein Markgraf von Meißen bezeugt. Während am Flüsschen Misni Slawen siedelten, wurde südlich der Burg an einem kleinen Naturhafen die erste deutsche Siedlung im heutigen Stadtgebiet angelegt. Seit 1068 ist außerdem ein Burggraf nachweisbar. Mit der Zeit entwickelte sich eine Burggrafschaft Meißen, die die Familie der Meinheringer weiter ausbauen konnte.[4]
Der Eroberungszug Heinrichs I. stellte den Beginn einer über viele Jahre dauernden Auseinandersetzung über die Herrschaft der Region dar. Nach vielen Feldzügen, die hauptsächlich vom Markgrafen Gero getragen wurden, war ca. 963 die herrschaftliche Durchdringung der Mark Meißen abgeschlossen.[5] 968 wurde das Bistum Meißen gestiftet. Es hatte seinen Sitz und seine Kathedralkirche, den Meißner Dom, ebenfalls auf dem Burgberg[6] und erwarb im Spätmittelalter mit dem Hochstift Meißen ein gegenüber den Markgrafen und Kurfürsten eigenständiges Territorium.
Die Burg Meißen war zum zentralen Ort des Burgwardes geworden, also eines größeren Herrschaftsgebietes, das dem ehemaligen Gau Daleminzien entsprach. Sie war damit das Zentrum eines königlichen Verwaltungsgebietes. Unter den vielen Burgwarden des eroberten Raumes nahm sie neben den Königspfalzen Magdeburg und Merseburg gemeinsam mit Bautzen eine Schlüsselstellung ein, so dass sie als frühe Landesburg bezeichnet werden kann.[7] Der Burgwardbezirk Meißen lag im Schnittpunkt der Interessen mehrerer Herrscherfamilien. Nach den Eroberungen Heinrichs I. gehörte er zur Ostmark unter dem Markgrafen Gero, der die Interessen des Reiches vertrat. Östlich grenzte der Herrschaftsbereich der Piasten an, das spätere polnische Königreich. Im Süden versuchten die Přemysliden, die Herzöge von Böhmen, ihre Macht auszudehnen. In diesem Spannungsfeld verlief die Geschichte der Burg im 10. und 11. Jahrhundert sehr ereignisreich und war keineswegs sicherer deutscher Reichsbesitz.
Nach dem Tod Rikdags 985 wurde Ekkehard I. als Markgraf von Meißen eingesetzt.[8] Er entstammte dem königsnahen sächsischen Geschlecht der Ekkehardiner. Sein Stammsitz befand sich in Kleinjena bei Naumburg. Ekkehards vordringlichste Aufgabe bestand darin, die Burg Meißen zu erobern. Boleslaw II. von Böhmen hatte die Burg Meißen nämlich 984 auf dem Rückweg von einem Feldzug zusammen mit dem Bayernherzog Heinrich dem Zänker eingenommen,[9] dem Gegenspieler Ottos II. 987 eroberte Ekkehard die Burg vermutlich zurück, als er 986/87 ein sächsisch-thüringisches Heer zusammen mit Mieszko I. von Polen gegen die Slawen führte. Ekkehard war mit Miezko über Reglindis, die Frau seines Bruders Hermann, verschwägert.
Der polnische Piastenherzog Boleslaw Chrobry (der Tapfere, Sohn Miezkos) nahm den Tod des Kaisers Otto III. und die Ermordung des Markgrafen Ekkehard I. von Meißen 1002 zum Anlass, die Mark Meißen östlich der Elbe zu erobern. Während er das Land relativ leicht besetzen konnte, weil er mit der slawischen Bevölkerung im Einklang war, verteidigte die deutsche Besatzung die Burg. Sie wurde jedoch letztlich mit Hilfe von Gunzelin, Ekkehards Bruder, eingenommen. Der Burgmannschaft wurde freier Abzug gewährt.[10]
Der neu gewählte deutsche König, Heinrich II., setzte 1002 Gunzelin als neuen Markgrafen in Meißen ein, der auch in den Besitz der Burg gelangte. 1003 verlangte Boleslaw II. von Böhmen, wie es offensichtlich vereinbart war, von Gunzelin die Herausgabe der Burg Meißen, die dieser verweigerte. Hintergrund der Ereignisse war, dass die Ekkehardiner mit den polnischen Piasten eng verschwägert waren. Sie hatten sich bisher vor allem gegen das mit Bayern verbündete böhmische Přemyslidenherzogtum gewandt. Nach der Ermordung Ekkehards, der sich um die deutsche Königskrone beworben hatte, war zu befürchten, dass ein anderes Adelsgeschlecht als die Ekkehardiner als Markgrafen eingesetzt werden könnte. Mit der Eroberung der Lausitzen und Meißens hatte Boleslaw vollendete Tatsachen geschaffen. Heinrich II. blieb nichts anderes übrig, als den Ekkehardiner Gunzelin zu berufen. Mit seinem Handeln überging Gunzelin die Ansprüche seines Neffen Hermann, der sich zusammen mit seiner Mutter Swanehilde auf der Burg Meißen befunden hatte. Sicher wollte Hermann damit seine Ansprüche auf das Erbe des Vaters manifestieren.
Gunzelin konnte sich aber nicht lange seines Besitzes erfreuen. Schon 1009 wurde er von Heinrich II. angeklagt und verlor die Markgrafschaft. Die Burg Meißen wurde jeweils abwechselnd für vier Wochen an die großen Herrschaftsträger der Umgebung zur Verwahrung gegeben, bis im Herbst 1009 Hermann, der Sohn Ekkehards I., als Markgraf von Meißen eingesetzt wurde. Nach einem missglückten Kriegszug[11] von König Heinrich II. 1015 nach Osten wurde das deutsche Heer zurückgeschlagen. Hermann konnte nur mit Mühe die Burg Meißen gegen den Piasten Mieszko II. halten. Die Kämpfe waren wohl so hart, dass Hermann die Frauen in der Burg aufforderte, an den Kämpfen teilzunehmen.[12]
1046 starben die Ekkehardiner aus. Die Herrschaft Meißen fiel an das Reich zurück und Kaiser Heinrich III. vergab sie neu an den Grafen Otto I. von Weimar-Orlamünde. Nach dessen Tod wurden die Brunonen[13] Ekbert I. († 1068) und Ekbert II. († 1090) Markgrafen. Beide waren Gegner Heinrichs IV. Schon Kaiser Heinrich III. hatte sich bemüht, die Ansprüche des Reiches auf die Burg militärisch und rechtlich zu wahren. Heinrich IV. setzte 1073 seinen bewährten Gefolgsmann, den Herzog Vratislav II. von Böhmen, als Markgrafen von Meißen ein. Er entmachtete damit Ekbert II. Schließlich wurde 1089 mit Heinrich von Eilenburg, seit 1081 Markgraf der Lausitz, der erste Wettiner Markgraf von Meißen. Die Legitimität seines einzigen, postum geborenen Sohnes, Heinrich II., wurde von dessen Vetter Konrad I. angezweifelt, der ihn 1121 gefangen nahm und 1123 vergiften ließ. 1125 wurde Konrad I. von Wettin vom Kaiser als Markgraf von Meißen eingesetzt. Es war ihm gelungen, durch Geschick und Tatkraft ein großes Territorium unter seine Herrschaft zu bringen, dessen Zentrum Meißen war. Mit seinem Machtstreben und dem seiner Nachfolger stand er im Wettbewerb mit dem Kaiserhaus, das ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert mit der deutschen Ostexpansion die Schaffung eines großen Herrschaftsgebietes im heutigen Sachsen anstrebte.
Die Stauferkaiser waren bemüht, die Macht der Wettiner nicht weiter anwachsen zu lassen. Die Mark Meißen wurde deshalb von Kaiser Heinrich VI. 1195 als erledigtes Lehen eingezogen. Es gelang ihm aber nicht, die Wettiner zu entmachten. Markgraf Dietrich der Bedrängte konnte die Mark endgültig als Wettiner Besitz sichern.
Neben dem Markgrafen und dem Bischof hatte ein königlicher Burggraf seinen Sitz auf dem Burgberg.[14] Bei der Gründung Meißens handelte es sich zweifelsfrei um eine königliche Burg, eine Reichsburg. Der Markgraf hatte sie als Landesherr inne. Wegen seiner Landesherrschaft war es ihm aber nicht möglich, immer auf der Burg anwesend zu sein. Deshalb gab es einen Burgvogt bzw. Burggrafen, der die Residenzpflicht hatte und neben den wirtschaftlichen Aufgaben militärischer Kommandant der Burg war. Einen solchen königlichen Kommandanten gab es mit Sicherheit auch vor der Erwähnung Burchards. Für 1009 ist bezeugt, dass die Burgmannschaft aus Kontingenten der Reichsfürsten ständig wechselte. Es ist möglich, dass die weit im Eroberungsgebiet befindliche Burg schon im 10. Jahrhundert eine wechselnde Besatzung hatte. Eine eigene Garnison war aber auch vorhanden, das legen die Burgmannensitze auf der Burg und im oberen Suburbium nahe.
Der erste urkundlich erwähnte Burggraf namens Burchard war 1069 von Heinrich IV. eingesetzt worden. Während des Investiturstreites wurde die Burg, weil sie von drei Parteien mit unterschiedlichen Interessen besetzt war, in die Politik des Reiches hineingezogen. So setzte Heinrich IV. 1073 den Böhmenherzog Wratislaw als Markgrafen von Meißen ein. Er entmachtete damit Ekbert II. von Weimar-Orlamünde, der der Adelsopposition angehörte. Wenige Jahre später erlangte Ekbert jedoch die Mark zurück. Schließlich wurde mit Heinrich von Eilenburg der erste Wettiner Markgraf von Meißen. Durch die Dreiteilung der politischen Gewalten auf dem Burgberg entstanden auch drei getrennte Burgbereiche. Im Nordosten stand die markgräfliche, im Südosten die bischöfliche und im Westen die burggräfliche Bebauung. Auf dem Burgplateau nahm die Burg des Burggrafen die größte Fläche ein. Vor dem Burgtor gab es ein frühes Suburbium, die heutige St.-Afra-Freiheit. Im Tal stand eine mit der Markgrafenburg durch Stichmauern verbundene Wasserburg. Jede Burg verfügte über einen eigenen Zugang. Im 12. Jahrhundert erfolgte der Ausbau der Burg mit steinernen repräsentativen Gebäuden. Ein heute in Fundamenten nachgewiesener quadratischer Turm datiert bereits in die Zeit um 1100. Eine archäologisch nachgewiesene Brandschicht legt nahe, dass es Ende des 12. Jahrhunderts zu erheblichen Zerstörungen kam.[15]
Mitte des 13. Jahrhunderts baute man den Burgberg weiter aus. An der Ostseite errichtete man die heute als Substruktion der beiden Schlösser dienenden Wehranlagen. An den drei Ecken des Burgplateaus baute man jeweils einen runden Turm. Die steinerne Schlossbrücke entstand ebenfalls in dieser Zeit.[16] Im Westen des Burgplateaus bestand der Hof des Burggrafen mindestens aus Palas und Kapelle. Ein Bergfried, der weiße Turm, erhob sich über dem Burggrafenareal. Dieser Turm ist eindeutig der Burggrafenburg zuzurechnen und diente dem Schutz der Schlossbrücke. Die Schlossbrücke war für die damalige Zeit ein außergewöhnliches Bauwerk und diente als repräsentativer Zugang zur Burggrafenburg. Man schreibt sie Florentiner Bauleuten zu. Das Vordere Tor zur Freiheit und das Mitteltor am anderen Ende der Brücke gehörten zu diesem Ensemble. Doch schon bald nach dem repräsentativen Ausbau der Burg drängten die Markgrafen die Burggrafen immer weiter vom Burghof ab. 1308 trat Meinher III. den Weißen Turm für zwei Jahre unfreiwillig an den Markgrafen Friedrich ab. Er erhielt ihn nie wieder zurück. Als schließlich 1426 der amtierende Burggraf in einer Schlacht fiel, zog der Markgraf die Burg als erledigtes Lehen ein. Im 15. Jahrhundert leiteten die Markgrafen von Meißen wesentliche Veränderungen im Burgareal ein. Die Burggrafen waren um 1426 als Herrschaftsträger ausgeschaltet worden. Deren Burganlage wurde dem Verfall preisgegeben. Trennende Mauern zwischen den Burgbereichen fielen der Spitzhacke zum Opfer. Als letztes Bauwerk wurde 1607 der Weiße Turm abgetragen. Der Rote Turm, auf der Spitze des Burgberges wurde wahrscheinlich schon um 1500 abgerissen. Eigentümlicherweise hatten die Markgrafen dieses Bauwerk nur als Lehen des Klosters Hersfeld im Besitz.
Im Jahr 1423 wurde Friedrich IV., der Streitbare zum Kurfürsten von Sachsen ernannt. Seine Enkel, Ernst und Albrecht, herrschten 1464 bis 1485 gemeinsam über Sachsen und Thüringen und beauftragten 1471 den Baumeister Arnold von Westfalen, an der Stelle der alten Markgrafenburg das erste deutsche Schloss zu errichten. Auch wenn das Schloss eigentlich als Residenz für die beiden Fürsten angelegt worden war, wurde es nie als solche benutzt. 1485 wurde die Regierung der beiden Brüder aufgehoben und das Land zweigeteilt. Albrecht (der Albertiner) erhielt im Wesentlichen die meißnischen Gebiete mit dem neu erbauten Schloss und den späteren Thüringer Kreis, sein Bruder Ernst die übrigen thüringischen Gebiete und das Herzogtum Sachsen mit Wittenberg, an das die Kurwürde gebunden war. Das Schloss wurde 1676 nach seinem ersten Herrn und Erbauer auf den Namen „Albrechtsburg“ getauft. Doch erst sein Sohn, Georg der Bärtige, nahm die Albrechtsburg als Residenz in Anspruch. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Schloss stark beschädigt. Seitdem stand es leer.
Erst Anfang des 18. Jahrhunderts erhielt die Albrechtsburg, durch August den Starken, wieder mehr Aufmerksamkeit, als dieser 1710 die erste europäische Porzellanmanufaktur in dem Schloss einrichten ließ. Zwei Jahre zuvor hatten Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus das europäische Porzellan erfunden. Zuerst war als Manufakturstätte Dresden vorgesehen, aber August der Starke entschied sich für die leerstehende und wegen ihrer Lage isolierte Burg, denn nirgendwo anders wäre das Geheimnis der Porzellanherstellung so sicher gewesen. Am 6. Juni 1710 nahm die Porzellanmanufaktur in der vormaligen Fürstenresidenz, die das „weiße Gold“ weltbekannt machen sollte, ihren Betrieb auf.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Manufaktur in das neu gebaute Fabrikgebäude umgesiedelt, das Schloss stand wieder leer. In den Jahren 1864 bis 1870 wurden die alten Manufaktureinbauten beseitigt und das Schloss wieder architektonisch aufbereitet. Das fehlende Mobiliar wurde durch aufwendige Malereien an den spätgotischen Wänden ersetzt. Tätig war hierbei auch der später bekannte Künstler Alexander Linnemann aus Frankfurt, z. B. beim Entwurf der neuen Türen – Unterlagen hierzu befinden sich im Linnemann-Archiv. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Albrechtsburg auch der Bevölkerung zugänglich gemacht[17] und erfreut bis heute viele Besucher aus dem In- und Ausland. Der Fall der „Verschandelung der Albrechtsburg“ zwang den Gesetzgeber, seine jahrzehntelange Meinung aufzugeben, dass sächsischer Altertümerschutz keiner gesetzlichen Regelung bedürfe. So verabschiedete er 1909 das Gesetz gegen Verunstaltung von Stadt und Land (Verunstaltungsgesetz), in dessen Entwurf der Fall Albrechtsburg explizit als Beispiel aufgeführt war.[18]
Im Jahr 2010 feierte die Albrechtsburg ihr 300. Jubiläum als Manufaktur und erstrahlte wieder als Porzellanschloss.
Die Allianz Arena ist ein Fußballstadion im Norden von München und bietet bei nationalen Spielen 75.021 Plätze, zusammengesetzt aus 57.343 Sitzplätzen, 13.794 Stehplätzen, 1.374 Logenplätzen, 2.152 Business Seats (einschließlich 102 Sitzplätzen für Ehrengäste) und 966 Sponsorenplätzen. In der Allianz Arena bestreitet der FC Bayern München seit der Saison 2005/06 seine Heimspiele. Bis zum Saisonende 2016/17 war die Allianz Arena auch Spielstätte des TSV 1860 München. Außerdem war sie Spielort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und Austragungsort des Champions-League-Finals 2012. Das Stadion befand sich zuerst im gemeinsamen Eigentum der FC Bayern München AG und der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Später erwarb die FC Bayern München AG die Anteile der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA und ist nun alleiniger Eigentümer.
Das Stadion liegt am nördlichen Ende des Münchner Stadtbezirks Schwabing-Freimann in der Fröttmaninger Heide und rund 10 Kilometer Luftlinie vom Marienplatz entfernt. Durch die direkte Lage am Autobahnkreuz München-Nord (A 9/A 99) ist ein zügiges Verkehren von und zu den Spielen in Verbindung mit dem direkt an der Arena befindlichen rund 11.000[9] Pkw fassenden Parkhaus gewährleistet. Im Süden erfolgt die Anbindung über die Anschlussstelle München-Fröttmaning-Süd (A 9). Im Norden wird die Arena aus Richtung Westen über die AS München-Fröttmaning-Nord (A 99) bzw. aus Richtung Osten über das Autobahnkreuz München-Nord und die Anschlussstelle München-Fröttmaning-Süd erreicht.
Durch einen etwa 15-minütigen Fußweg über die Esplanade kann vom Stadion aus der U-Bahnhof Fröttmaning erreicht werden.[10] Hier verkehrt die Linie U6 der Münchner U-Bahn. Ca. 16 min dauert die Fahrt in die bzw. aus der Münchner Innenstadt. Reisende, die über den Münchner Hauptbahnhof anreisen, müssen in die S-Bahn (mit Umstieg am Marienplatz) umsteigen, um die U6 zu erreichen. Alternativ können die U-Bahn-Linien U1, U2, U7 und U8 (Umstieg am Sendlinger Tor) oder die U-Bahn-Linien U4 und U5 (Umstieg am Odeonsplatz) benutzt werden. Auch die Anreise über den Münchner Ostbahnhof erfordert den Umstieg auf die S-Bahn oder die U-Bahn-Linie U5. Zur Entlastung der U-Bahn steht bei einigen Heimspielen des FC Bayern zusätzlich eine kostenlose Busverbindung vom S-Bahnhof Donnersbergerbrücke für die Anreise zu Verfügung.[11]
Seit der Saison 2019/20 werden Fans mit Karten für den Gästebereich ab dem U-Bahnhof Fröttmaning über einen separaten Fußweg westlich der Gleise zum Stadion geleitet.
Alsfeld ( Aussprache?/i) ist eine Stadt im mittelhessischen Vogelsbergkreis im Zentrum des Bundeslandes Hessen.
Vor genau 800 Jahren erhielt Alsfeld Stadtrechte. Aufgrund seiner zentralen Lage an einer Handelsstraße (Frankfurt/Leipzig) war Alsfeld vom Mittelalter bis in die Frühe Neuzeit ein bedeutender Handelsplatz. Der durch die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges und Verlagerung der Handelsrouten verursachte wirtschaftliche Bedeutungsverlust und Stillstand trugen zur weitgehenden Erhaltung des Stadtbildes mit seinen über 400 Baudenkmälern bei und machten Alsfeld letztlich zu einem Ziel des Kulturtourismus.
Alsfeld liegt im Nordteil des Vogelsbergkreises am Südwestrand des Knüllgebirges, am Westhang des Alsfelder Beckens. Die Stadt befindet sich westlich der Mündung der Eifa in den Oberlauf der Schwalm.
Die nächsten größeren Städte sind Bad Hersfeld, etwa 39 km im Osten, Fulda, ungefähr 44 km im Südosten, Gießen, zirka 52 km im Westen und Marburg, etwa 43 km im Nordwesten gelegen.
Die Alte Nationalgalerie im Berliner Ortsteil Mitte gehört zum Bauensemble der Museumsinsel und damit zum Weltkulturerbe der UNESCO. Im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. ab 1862 von Friedrich August Stüler geplant, wurde sie bis 1876 von Johann Heinrich Strack im Stil des Klassizismus und der Neorenaissance ausgeführt. Aktuell beheimatet sie Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts aus der Sammlung der Nationalgalerie.[1] Auf der Freitreppe befindet sich das von Alexander Calandrelli geschaffene Reiterstandbild Friedrich Wilhelms IV.
Die Alte Oper am Opernplatz in Frankfurt am Main ist ein Konzert- und Veranstaltungshaus. Sie wurde 1873 bis 1880 als Opernhaus der Städtischen Bühnen erbaut und bei einem Luftangriff 1944 zerstört. Während die Oper Frankfurt 1951 eine neue Spielstätte am Theaterplatz erhielt, blieb das Opernhaus noch lange Ruine. Erst 1976 begann der Wiederaufbau, der 1981 abgeschlossen war.
Die Planungen für ein neues Opernhaus
Frankfurts erster fester Theaterbau, das 1782 eröffnete Comoedienhaus am Theaterplatz, genügte mehr als 80 Jahre lang den Anforderungen der Frankfurter Bürgerschaft. Im Parkett, den Parkettlogen, zwei Rängen und einer Galerie bot es etwa 1000 Sitzplätze. Noch 1854 wehrten sich die Bürger erfolgreich gegen Pläne für einen Neubau.[1]
Nach der Annexion der Freien Stadt Frankfurt durch Preußen sorgte der Frankfurter Receß vom März 1869 für eine neue Diskussion.[2] Die zwangsweise Eingliederung der ehemals souveränen Stadt in die preußische Provinz Hessen-Nassau wurde von der selbstbewussten Frankfurter Bürgerschaft als Demütigung empfunden. Die wirtschaftlichen Aussichten der auf Handel und Finanzwirtschaft angewiesenen Stadt waren unsicher, zumal ihre Finanzen durch eine von Preußen erhobene enorme Kriegskontribution von 5,8 Millionen Gulden belastet waren, die von den nur rund 8000 steuerpflichtigen Bürgern aufzubringen waren. Mit dem Gesetz vom März 1869 erhielt Frankfurt nicht nur die Kontribution zurück, sondern darüber hinaus eine Entschädigung von drei Millionen Gulden für das vom preußischen Staat beanspruchte staatliche Vermögen der Freien Stadt. Am 14. Dezember 1869 regte der vom preußischen König bestellte neue Oberbürgermeister Daniel Heinrich Mumm von Schwarzenstein den Neubau eines Theaters an. Am 23. Dezember 1869 versammelte sich daraufhin eine Gruppe von 67 vermögenden Bürgern im Saalbau und gründete einen Förderverein für den Theaterneubau. Bis zum 12. Januar 1870 kamen Spenden in Höhe von 480.000 Gulden zusammen. Das Opernhaus steht damit am Anfang einer Reihe repräsentativer Bauprojekte der Gründerzeit nach dem Frieden von Frankfurt 1871, mit dem die Stadt ihren politischen Bedeutungsverlust kompensierte.
Bauprojekt
Zu Beginn der Planung hatte Frankfurt etwa 80.000 Einwohner, die schon bis 1873 auf 100.000 anwuchsen. Dementsprechend plante man den Neubau für etwa 2000 Zuschauer auszulegen, doppelt so groß wie das bisherige Theater. Als Vergleichsbauten zog man das von Carl Ferdinand Langhans erbaute Königliche Opernhaus in Berlin, das gleichfalls von Langhans erbaute Leipziger Opernhaus und das Stadttheater Hamburg von Carl Ludwig Wimmel heran. Als Ergebnis plante man für den Frankfurter Neubau eine Grundfläche von 33.000 Quadratfuß, davon 14.000 für das Auditorium, 13.000 für das Bühnenhaus und 6000 für die Nebenräume einschließlich Treppen, Foyer und Vestibül. Die Baukosten schätzte man auf etwa 18 bis 20 Gulden pro Quadratfuß, was Gesamtkosten von etwa 660.000 Gulden ergab.[3] Im Parterre, I. und II. Rang sollten insgesamt 85 Logen entstehen, von denen 67 lebenslang für die Mitglieder des Fördervereins reserviert sein sollten. Als Bauplatz war zunächst der Rahmhof in der nordwestlichen Neustadt vorgesehen, dessen aus der frühen Neuzeit stammende Häuser abgerissen werden sollten, um einen rechteckigen Platz von 300 Fuß Breite und 450 Fuß Länge zu schaffen. Nach einer etwa sechsmonatigen Planungsunterbrechung während des Krieges von 1870 schrieb die Stadt Anfang 1871 eine beschränkte Konkurrenz aus. Die zunächst angefragten Gottfried Semper und Friedrich Hitzig lehnten aus Zeitmangel ab, stellten sich jedoch für das Schiedsgericht zur Verfügung. Nunmehr wurden Johann Heinrich Strack (Berlin), Gustav Gugitz (Wien), Gédéon Bordiau (Brüssel), Otto Brückwald (Altenburg) und Heinrich Burnitz (Frankfurt am Main) zur Teilnahme eingeladen. An die Stelle von Gugitz, der aus Krankheitsgründen absagte, trat der Berliner Architekt Richard Lucae. Am 14. August 1871 trat das Schiedsgericht zur Prüfung der fünf eingegangenen Entwürfe im Saalbau zusammen. Es wählte einstimmig Lucaes im Stil der Neorenaissance gehaltenen Entwurf, verlangte jedoch einige Änderungen, die die Treppenanlage und den Logensaal betrafen. Außerdem entschied es, die ausgelobte Prämie von 1250 Talern für den Siegerentwurf auf 500 Taler zu reduzieren, „da das von uns bevorzugte Projekt nicht in allen Stücken entsprechend befunden worden war“. Die restliche Prämie empfahl es „als besondere Anerkennung ihrer Leistungen an die Herren Mitconcurrenten zu vertheilen.“[4]
Am 5. Januar 1872 legte Lucae die überarbeiteten Pläne vor. Er vergrößerte den Portalbau, um Platz für die von der Kommission gewünschten Repräsentationsräume zu schaffen. Anfang 1872 schlug die Handelskammer Frankfurt einen Grundstückstausch vor. Sie hatte für den Neubau der Börse ein Grundstück vor dem Bockenheimer Tor erworben und bot es der Theaterbaukommission im Tausch gegen den Rahmhof an. Da auch Lucae den Tausch nachdrücklich befürwortete, nahm die Kommission das Angebot an. Der Standortwechsel erforderte eine erneute Überarbeitung der Pläne. Am 31. Mai 1872 nahm der Magistrat Lucaes dritten Entwurf ab.
Am 6. Juni 1872 genehmigte die Stadtverordnetenversammlung das Projekt am neuen Standort in den Wallanlagen. Zuvor hatte es bereits in der Presse scharfe Kritik am Fehlen detaillierter Pläne und einer belastbaren Baukostenkalkulation gegeben. Die Kritik richtete sich allerdings gegen den Architekten, nicht gegen die luxuriösen Wünsche der Baukommission. „Wenn Herr Professor Lucae, dem doch die Leitung des ganzen Baus übertragen werden soll, außer Stande wäre, vor Beginn des Werkes einen detaillierten Kostenvoranschlag vorzulegen, dann kann ihn die Stadt – seine künstlerische Begabung in Ehren – als praktischen Baumeister nicht brauchen. Jeder Baumeister, der den Plan zu einem Gebäude entworfen hat, und seine innere und äußere Erscheinung genau kennt, muß einen solchen Kostenvoranschlag liefern können; zu dem lächerlichen Rechenexempel aber, das die Theaterbaukommission aufgestellt hat, würde ein beliebiges Schulkind zu gebrauchen sein.“[5] Tatsächlich lag zu diesem Zeitpunkt nur eine grobe Schätzung der Baukosten von etwa 1,8 Millionen Mark vor.
Wesentliche Details der Bauausführung waren noch ungeklärt, beispielsweise die genaue Anzahl und Lage der Logen, Sitz- und Stehplätze sowie der Zugänge und Treppen. Im Frühjahr 1873 begannen erste Erdarbeiten auf dem Bauplatz. Der Planer des Heizungs- und Lüftungssystems zog sich aus dem Projekt zurück, sein Nachfolger starb, ehe er die Planung fertigstellen konnte. Eine Ausschreibung der Lüftungsanlage unter fünf Wettbewerbern erbrachte kein brauchbares Ergebnis. Im Mai 1874 mussten die Bauarbeiten deshalb für etwa ein Jahr unterbrochen werden. Albrecht Becker, ein Schüler Lucaes, übernahm die Bauleitung und arbeitete die Planung der Heizung und Lüftung selbst nach dem Vorbild des Wiener Opernhauses aus. Mittlerweile war der fünfte Baukredit verbraucht und die Baukosten übertrafen alle Erwartungen. Als Lucae am 26. November 1877 unerwartet starb, war der Bau erst im Rohbau fertiggestellt. Edgar Giesenberg übernahm die Ausführung der Innenausstattung nach Lucaes Entwürfen. Er signierte alle seine Entwürfe bescheiden mit Lucae invenit, Giesenberg sculpsit („Lucae hat es entworfen, Giesenberg ausgeführt“).
Die Auseinandersetzung um die Baukosten brachte den kunstsinnigen Oberbürgermeister Mumm von Schwarzenstein, der das Projekt initiiert und gegen alle Widerstände stets gefördert hatte, um seine Wiederwahl. Die Stadtverordnetenversammlung wählte am 13. November 1879 den sparsamen Verwaltungsexperten Johannes Miquel zu seinem Nachfolger. Mumm von Schwarzenstein schied mit dem Ablauf seiner Wahlperiode am 26. Februar 1880 aus dem Amt.
Opernhaus 1880–1944
Am 20. Oktober 1880 wurde das Gebäude mit Mozarts Oper Don Giovanni unter der musikalischen Leitung von Otto Dessoff eröffnet. Unter den geladenen Gästen zur Einweihung befand sich auch der deutsche Kaiser Wilhelm I. Intendant Emil Claar erinnerte sich später: „Beim Betreten des strahlenden Treppenhauses sah Kaiser Wilhelm, lange stehenbleibend, in die Höhe und sagte zu mir: ,Das könnte ich mir in Berlin nicht erlauben.‘ “[6]
Am 27. November 1882 lag die Endabrechnung vor. Einschließlich des benachbarten Dekorationshauses und der Außenanlagen waren 6.810.423,92 Mark ausgegeben worden, denen Einnahmen von 518.246 Mark aus dem Verkauf der Bauplätze am Opernplatz und an der Hochstraße und 857.142 Mark Zuschüsse der Logenmieter entgegenstanden. 5.433.035 Mark blieben somit zu Lasten des städtischen Haushaltes. Die Frankfurter Bürger standen dem Opernhaus deshalb anfangs reserviert gegenüber. So veranlasste die auf Platon zurückgehende Inschrift am Dachfries „Dem Wahren Schoenen Guten“ den Frankfurter Dichter Adolf Stoltze zu seiner mundartlichen Variante Dem Wahre, Scheene, Gute, die Berjerschaft muß blute. Aber der Bau wurde auch ein Symbol des gewachsenen Selbstvertrauens der Bürgerschaft unter der ungeliebten preußischen Herrschaft.
Das Opernhaus war Ort zahlreicher Uraufführungen, wie z. B. der von Carl Orffs Carmina Burana im Jahr 1937.
Kriegszerstörung
Im Zweiten Weltkrieg ging der Spielbetrieb unter Intendant Hans Meissner zunächst auch nach Beginn der Luftangriffe auf Frankfurt am Main weiter. Am 28. Januar 1944 senkte sich der Vorhang zum letzten Mal nach einer Vorstellung des Don Giovanni, dem Werk, mit dem das Opernhaus 1880 eröffnet worden war. Am Tag darauf wurde es so schwer beschädigt, dass keine Aufführungen mehr möglich waren. Die Stadt begann umgehend mit der Instandsetzung und wollte das Haus bis April wieder spielfähig machen. Noch während der Bauarbeiten wurde das an der Ostseite des Opernplatzes gelegene Kulissenhaus beim Luftangriff in der Nacht vom 18. zum 19. März 1944 getroffen. Es brannte völlig aus, die Feuerwehr konnte aber ein Übergreifen des Brandes auf das Opernhaus und die umliegenden Häuserblocks verhindern.
Bei einem weiteren schweren Luftangriff am 22. März 1944 trafen Sprengbomben den nordöstlichen Eckrisalit, der völlig zerstört wurde. Brandbomben setzten das Gebälk und die Ausstattung des Innenraums in Brand, der sich rasch ausbreitete und das ganze Gebäude ergriff. Fotos, die unmittelbar nach dem Einmarsch US-amerikanischer Truppen im März 1945 in der Ruine aufgenommen wurde, zeigen allerdings, dass vor allem das prunkvolle Treppenhaus den Brand einigermaßen überstanden hatte. Die marmorne Treppe war zwar von Trümmern des eingestürzten Daches und der Wände bedeckt, jedoch blieben eine Vielzahl der Kandelaber, Wandleuchter und Verzierungen unversehrt.[7] Dringend erforderliche Sicherungsarbeiten unterblieben jedoch, da die zerstörte Stadt andere Prioritäten hatte, um die Lebensmittel- und Wohnungsversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Oper Frankfurt konnte im unzerstört gebliebenen Saal der Getreidebörse ihren Spielbetrieb am 29. September 1945 mit einer Aufführung von Tosca wieder aufnehmen.[8]
Im Juni 1946 erklärte Oberbürgermeister Kurt Blaum, dass an einen Wiederaufbau des Opernhauses vorerst nicht zu denken sei. Stattdessen solle die Oper in das bisherige Schauspielhaus verlegt werden, das eventuell später zu einem gemeinsamen Haus für Oper und Schauspiel ausgebaut und durch einen Flügelanbau ergänzt werden könne. Die Opernhausruine könne später, gemäß einem schon im Frühjahr 1946 veröffentlichten Vorschlag, zu einem Kongresszentrum mit einem Konzertsaal für 2000 Besucher umgestaltet werden.[8]
Konflikt um den Wiederaufbau
Die Wiederaufbaudiskussion zog sich über fast 30 Jahre hin. Statt die Ruine zu sichern, überließ sie der Magistrat 1946 Schrotthändlern zur Ausschlachtung. Über 400 Tonnen „wertlose Eisenteile“ wurden herausgebrochen und als „Schrott“ verwertet, darunter Stahlgerüste der Zuschauerränge, Versorgungsleitungen, die Kupferabdeckungen der Mauerkronen sowie alle erhaltenen Leuchter, Geländer und anderer Schmuck aus Buntmetallen.[9] Erst nach der Währungsreform 1948 gründete sich ein Kuratorium für den Wiederaufbau der Städtischen Bühnen unter Leitung von Oberbürgermeister Walter Kolb. Aus finanziellen Gründen konzentrierte sich der Magistrat zunächst auf die Wiederherstellung des Schauspielhauses, das als neue Spielstätte für die Oper vorgesehen war. Im Oktober 1949 bewilligte die Stadtverordnetenversammlung 1,4 Millionen DM für den ersten Bauabschnitt. Gleichzeitig gab es im Magistrat Überlegungen, die Opernhausruine ganz zu beseitigen und an ihrer Stelle einen Parkplatz anzulegen; zur Sicherung der Ruine seien 200.000 DM erforderlich, die nicht zur Verfügung stünden.[8]
Am 13. Februar 1950 beschloss der Magistrat sogar die Schließung der Städtischen Bühnen und die dauerhafte Einstellung aller Bauarbeiten. Nach öffentlichen Protesten und einer Unterschriftenaktion der betroffenen Künstler und der Frankfurter Tageszeitungen widerrief der Magistrat seine Entscheidung. Im Juli 1950 beendeten die Stadtverordneten diese „Frankfurter Theaterkrise“ und genehmigten weitere 2 Millionen Mark für den Weiterbau der Oper im alten Schauspielhaus, die am 23. Dezember 1951 mit einer Aufführung der Meistersinger von Nürnberg eröffnete.[10]
Der Wiederaufbau der Opernhausruine war damit auf absehbare Zeit politisch und finanziell unmöglich, da die Haushaltssituation der Stadt weiterhin angespannt blieb und kein weiteres kulturelles Großprojekt zuließ. Deshalb gründeten Frankfurter Bürger unter Führung des Stadtverordneten Max Flesch-Thebesius 1952 das Komitee „Rettet das Opernhaus.“ Ein 1952 im Auftrag Frankfurter Bauunternehmen erstelltes Gutachten ergab, dass die Ruine standfest und grundsätzlich für den Wiederaufbau geeignet war, aber durch die unsachgemäß durchgeführten Abbrucharbeiten von 1946 und die jahrelangen Witterungseinflüsse erheblichen Schaden erlitten hatte.
„Rettet das Opernhaus“
Ab Juli 1953 sammelte die Bürgerinitiative mit Hilfe der Polytechnischen Gesellschaft und namhafter Unterstützer aus der Frankfurter Bürgerschaft für den Wiederaufbau. Damals schrieb Thomas Mann an Flesch-Thebesius:
„Mit dem Frankfurter Opernhaus verbindet sich für mich die Erinnerung früher dramatischer Eindrücke. Auf einer Ferienreise mit meinen Eltern hörte ich dort, ein halber Knabe, zum ersten Mal Wagners ‚Fliegenden Holländer‘ – in einer nach meinen provinziellen Begriffen ganz wunderbaren Aufführung. Auch das Bild des Prachtbaus, in dem dies Wunder vor sich ging, prägte sich mir schon damals für immer ein … Das Kriegsschicksal des Bauwerkes, das doch wohl zum Besten gehört, was das historisch anlehnungsbedürftige 19. Jahrhundert vermochte, ging mir nahe, und ich empfinde mit den Kunstsachverständigen, die, was davon aufrecht geblieben, den glänzenden Mantel des Gebäudes, erhalten zu sehen wünschen … Rechnen Sie mich also, bitte, zu denen, für die die pietätvolle Erhaltung des Opernbaus, der noch in seinem gegenwärtigen schmerzlich mitgenommenen Zustand ein Glanzstück harmonischer Architektur bleibt, und den man geistvoll ‚die Schließe im kostbaren Gürtel des Stadtleibes‘, den Frankfurter Anlagen, genannt hat, eine wahre Herzenssache ist.“
– Thomas Mann: Brief von Thomas Mann an Max Flesch-Thebesius[11]
Bis April 1954 kamen 150.000 DM an Spenden zusammen. Trotz der prominenten Mentoren reichte das gesammelte Geld nicht einmal für die Sicherung der Ruine, geschweige denn für den Wiederaufbau. Ein im Oktober 1953 vorgestellter Entwurf von Gerhard Weber sah vor, die Fassade und das Treppenhaus zu erhalten und auf der Höhe des Foyers einen Konzertsaal von 50 mal 28 Metern für etwa 2000 Besucher zu schaffen; ein kleinerer Saal mit 600 Plätzen und ein intimes Theater mit rund 250 Plätzen sollten das Opernhaus zu einem Kulturzentrum umgestalten.[12] Weber bezifferte die voraussichtlichen Kosten auf 4,5 bis 5 Millionen DM; das städtische Baudezernat bezweifelte die Kostenberechnung und schätzte die Kosten auf 15 bis 18 Millionen.[12] Im September 1954 übergab Flesch-Thebesius die gesammelten 150.000 DM an Oberbürgermeister Kolb; der nahm das Geld an, verkündete jedoch eine Woche später, der Wiederaufbau des Opernhauses werde erst eingeleitet, wenn die Wohnungsnot behoben sei.[12] Die für ein provisorisches Dach fehlenden 23.000 DM wollte die Stadt zwar nicht aus eigenen Mitteln bereitstellen, ließ aber mit dem gespendeten Geld andere Sicherungsarbeiten an der Ruine durchführen.[13]
In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre rückte die Oper Frankfurt unter ihrem Generalmusikdirektor Georg Solti wieder in die erste Reihe der europäischen Opernhäuser auf, während das Schauspiel immer noch auf seine engen, provisorischen Spielstätten angewiesen war. Das Hochbauamt lehnte den Wiederaufbau der Oper weiterhin ab und konzentrierte sich in diesen Jahren ganz auf den 1956 beschlossenen Umbau des von der Oper genutzten ehemaligen Schauspielhauses am Theaterplatz zur Theater-Doppelanlage. 1960 erfolgte die Grundsteinlegung, 1963 wurden das neue Schauspiel und das Kammerspiel eingeweiht.[10]
Das Opernhaus blieb bis auf weiteres Ruine. 1964 wurde die Bürgerinitiative „Aktionsgemeinschaft Opernhaus Frankfurt am Main e. V.“ mit hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Kultur und Frankfurter Bürgern unter Vorsitz von Fritz Dietz gegründet. In den ersten zwei Jahren konnten sieben Millionen D-Mark aufgebracht werden für die Erhaltung und Sanierung der Ruine. Bis zur Wiedereröffnung kamen 15 Millionen D-Mark an Spenden zusammen. Damit war dies die größte Bürgerinitiative der Bundesrepublik auf kulturellem Gebiet; am 15. März 1982 löste sie sich auf. 1965 sprach der damalige hessische Wirtschaftsminister Rudi Arndt bei einer Opernpremiere mit Dietz und wurde anschließend in der Frankfurter Rundschau zitiert: „Wenn Sie das Ding in die Luft sprengen, gebe ich eine Million für das Dynamit.“ So erhielt er seinen Spitznamen „Dynamit-Rudi“, den er später trotz aller Beteuerungen, er habe die Sprengung nie ernsthaft vorgeschlagen, nie wieder loswurde.[14]
Wiederaufbau
1968 begannen mit den inzwischen gesammelten Spenden dringend notwendige Reinigungs- und Erhaltungsarbeiten an der rußgeschwärzten Fassade. 1970 wurde Walter Möller zum Frankfurter Oberbürgermeister gewählt. Der linke Sozialdemokrat bekannte sich bereits in seiner Antrittsrede am 9. Juli zum Wiederaufbau der Alten Oper, den er schon zuvor öffentlich befürwortet hatte. Er bildete eine Beratergruppe aus einflussreichen Parteifreunden, darunter der Bankier Walter Hesselbach und die Architektin Inge Voigt. Außerdem berief er Hilmar Hoffmann zum Frankfurter Kulturdezernenten.
Nach Möllers überraschendem Tod 1971 wurde Arndt sein Nachfolger. Er brachte den Wiederaufbau endgültig auf den Weg. 1976 wurden Helmut Braun und Martin Schlockermann mit dem Wiederaufbau der Ruine als Konzert- und Kongresszentrum beauftragt. Arbeitsparole des Generalmanagers Ulrich Schwab war von allem das Beste, Modernste. Alleine das Engagement des Star-Akustikers Heinrich Keilholz verteuerte den Posten „Elektroakustik“ von 1,8 auf 2,8 Millionen D-Mark.[15]
Unter der Intendanz von Ulrich Schwab wurde das Haus als „Alte Oper“ am 28. August 1981 im Beisein des damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens mit Gustav Mahlers 8. Sinfonie feierlich wiedereröffnet. Frank Zappas letztes Projekt The Yellow Shark wurde im September 1992 vom Ensemble Modern unter der Beteiligung des Komponisten hier uraufgeführt.[16]
Heute finden dort regelmäßig Konzerte, auch konzertante Aufführungen, Kongresse und Gastspiele statt. Neben der Alten Oper bespielen vier Konzertveranstalter das Haus: die Frankfurter BachKonzerte, die Frankfurter Museums-Gesellschaft, der Hessische Rundfunk und die PRO ARTE Frankfurter Konzertdirektion.
Der holzgetäfelte Große Saal fasst ca. 2.500 Zuschauer. Darunter gibt es den Mozart-Saal mit ca. 700 Sitzplätzen, der für Kammermusik genutzt wird, und eine Reihe kleinerer Säle für Kongresszwecke. Zum 40-jährigen Jubiläum des Wiederaufbaus wurde zur Spielzeit 2021/2022 das Foyer in der Zwischenebene 2 neu gestaltet. Die früheren Garderobenbereiche wurden entfernt und die begehbare Fläche vergrößert. Unter dem Namen Clara Schumann Foyer soll es künftig auch für Publikumszwecke, beispielsweise für mediale Präsentationen, genutzt werden. Clara Schumann lebte seit 1878 als Klavierlehrerin am Hochschen Konservatorium im Westend nahe der damals im Bau befindlichen Oper.[17]
Die Alte Pinakothek ( anhören?/i) ist ein 1836 eröffnetes Kunstmuseum im Kunstareal München („Pinakothek“, von griechisch pínax (Genitiv: pinakos), „Gemälde“ und thēkē, „Speicher“, „Aufbewahrungsort“[1]). Sie stellt unter anderem Gemälde von Malern des Mittelalters bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts aus und ist eine der bedeutendsten Gemäldegalerien der Welt. Die Bestände sind Teil der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Gegenüber der Alten Pinakothek befindet sich die Neue Pinakothek mit Werken des späten 18., des gesamten 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts. Neben der Pinakothek der Moderne und dem Museum Brandhorst mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts sowie dem Türkentor und weiteren Einrichtungen bilden sie zusammen das Kunstareal.
Geschichte der Sammlung
Gründung durch Herzog Wilhelm IV.
Die Geschichte der Gemäldegalerie der Alten Pinakothek beginnt bereits mit den Historienbildern, die Wilhelm IV. (reg. 1508–1550) ab 1528 in Auftrag gab, darunter die berühmte „Alexanderschlacht“ von Albrecht Altdorfer. Maximilian I. (reg. 1597–1651) bestellte unter anderem 1616 bei Peter Paul Rubens vier große Jagdszenen[2] und erwarb insbesondere auch Werke Albrecht Dürers. So erhielt er 1627 durch sanften Druck auf die Nürnberger Stadtväter das Werk Die vier Apostel, das der Maler seiner Vaterstadt geschenkt hatte. Der Kurfürst ließ die Stadt wissen, dass er das Werk gerne hätte und einen abschlägigen Bescheid als „einen sondern hohen Despect“ nehmen würde. Er musste jedoch seinerseits während der schwedischen Besatzung im Dreißigjährigen Krieg Verluste hinnehmen, da einundzwanzig Gemälde aus der kurfürstlichen Wunderkammer nach Stockholm gebracht wurden, von denen nur fünf zurückgebracht werden konnten.
Sein Enkel Maximilian II. Emanuel (reg. 1679–1726) erwarb als Statthalter Spaniens in den Niederlanden zahlreiche holländische und flämische Bilder. So kaufte er 1698 in Antwerpen bei Gisbert van Colen alleine 12 Bilder von Peter Paul Rubens und 13 von Van Dyck, wobei die Bilder von Rubens aus dem persönlichen Nachlass des Künstlers stammten und daher gar nicht zum Verkauf bestimmt waren. Unter Max Emanuels Nachfolgern wurden die Ankäufe auf Grund des angespannten Haushalts weitgehend eingestellt.
Die pfälzischen Galerien
Ein ebenso umsichtiger Sammler niederländischer Malerei war Max Emanuels pfälzischer Vetter, der Düsseldorfer Kurfürst Johann Wilhelm (reg. 1690–1716), dem die von seinem Großvater Wolfgang Wilhelm (reg. 1614–1653) gegründete Düsseldorfer Galerie ihre wertvollsten Schätze verdankte. Die in ganz Europa tätigen Kunstagenten Johann Wilhelms hatten den Auftrag, lieber die ganze ihnen zur Verfügung stehende Geldsumme für ein hervorragendes Gemälde als für mehrere mittelmäßige auszugeben. Als Brautgeschenk bekam er durch seine Gattin Anna Maria Luisa de’ Medici Raffaels berühmte „Heilige Familie aus dem Hause Canigiani“. Allein 32 Bilder aus seiner Rubenssammlung befinden sich heute in der Alten Pinakothek.
Die Mannheimer Galerie war eine Gründung von Johann Wilhelms Bruder, Kurfürst Karl Philipp (reg. 1716–1742), und wurde von seinem Nachfolger Karl Theodor (reg. 1742–1799) wesentlich erweitert, der ebenfalls eine Schwäche für niederländische Malerei hatte. So erwarb er unter anderem Rembrandt van Rijns „Heilige Familie“.
Die Zweibrücker Sammlung, die 1793 vor den anrückenden französische Truppen von Schloss Karlsberg zunächst nach Mannheim und dann nach München gebracht wurde, ging aus der Privatsammlung Christian von Mannlichs (1741–1822) hervor, die ihm Herzog Karl August (reg. 1775–1795) abgekauft hatte; neben deutschen, flämischen und holländischen Bildern enthielt sie auch Werke jüngerer französischer Maler, darunter die „Rübenputzerin“ von Chardin und Bouchers „Ruhendes Mädchen“ (Marie-Louise O'Murphy). Auch Karl Augusts Bruder König Max I. Joseph (reg. 1799–1825) sammelte Gemälde, unter anderen war er Besitzer eines der 37 erhaltenen Gemälde von Jan Vermeer. Die „Frau mit Waage“ wurde jedoch von den Erben 1826 verkauft – bevor der Nachfolger Ludwig I. die Pinakothek errichten ließ. Heute gehört das Bild der National Gallery in Washington.[3]
Die Vereinigung der kurfürstlichen Galeriebestände
Nach der Vereinigung von Bayern und der Pfalz kamen dann auch die pfälzischen Sammlungen in die bayerische Gemäldegalerie, da sie vor den französischen Revolutionsheeren in Sicherheit gebracht werden mussten, so die Galerien von Mannheim (1798) und Zweibrücken (1799) sowie zuletzt 1806 mit der Abtretung des Herzogtums Berg auch die reichhaltige Düsseldorfer Sammlung. Neue Einbußen erlitt die Sammlung dagegen kurze Zeit später durch den Raubzug Napoléon Bonapartes, so hing Altdorfers „Alexanderschlacht“ dann im Badezimmer des Kaisers. Nur 27 der zahlreichen beschlagnahmten Bilder gelangten nach seinem Sturz nach München zurück. So befindet sich von den vier großen Tierjagden, die Maximilian I. einst bei Rubens bestellte, nur noch die „Nilpferdjagd“ in München.
Mit der Säkularisation in Bayern kamen gleichzeitig jedoch viele Bilder aus den aufgehobenen Klöstern in königlichen Besitz, wovon insbesondere die Sammlung altdeutscher Meister profitierte.
Die Gründung durch König Ludwig I.
König Ludwig I. von Bayern (reg. 1825–1848) ließ schließlich durch Kunstagenten zahlreiche Meisterwerke aufkaufen. Er sammelte mit Vorliebe altdeutsche Bilder und Werke der italienischen Renaissance. Es bestand zwar seit den Zeiten Kurfürst Karl Theodors am Hofgarten ein Galeriebau, aber ansonsten waren wegen des Raummangels die Kunstwerke der königlichen Sammlung über verschiedene Schlösser verteilt und konnten vom Volk nicht besichtigt werden. Ludwig I. systematisierte nicht nur die Sammlungstätigkeit, sondern fühlte sich anfangs der 1820er Jahre aus dem Ideal der Volksbildung heraus verpflichtet, die Kunstschätze für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Daher beauftragte er seinen Hausarchitekten Architekten Leo von Klenze mit dem Bau eines Museumsgebäudes am nördlichen Stadtrand Münchens.
1827 erwarb Ludwig die Sammlung der Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée mit 216 altdeutschen und altniederländischen Meistern; 1828 gelang dem König auch der Kauf der Sammlung des Fürsten Wallerstein mit 219 Werken oberdeutscher und schwäbischer Malerei. Dazu kamen Ankäufe in Italien, z. B. Raffaels „Madonna mit dem Vorhang“. Die fürstliche Sammlung spiegelt somit den Geschmack der jeweiligen Sammlerpersönlichkeiten wider. So erklären sich die anderswo unerreichbaren Stärken ebenso wie die deutlichen Lücken im Bestand der Wittelsbacher Galerie.
Das Museum wurde am 16. Oktober 1836 eröffnet.[4] 1838 erschien der erste Gemäldekatalog von Johann Georg von Dillis, der auch für die Ausstellungskonzeption für die Sammlung in der Alten Pinakothek verantwortlich war. Mit der Eröffnung der Neuen Pinakothek 1853 wurde die bisherige Pinakothek zur Alten Pinakothek umbenannt.[5]
Nach Ludwig I. wurden nur noch vereinzelt Meisterwerke durch den Staat angekauft. 1852 wurden durch die Schleißheimer Versteigerung sogar 1000 Bilder abgestoßen, darunter Dürers „Anna Selbdritt“ (heute Metropolitan Museum, New York) und Grünewalds „Maria-Schnee-Tafel“ (heute Freiburg/Br.). Erst ab 1875 mit der Ernennung von Franz von Reber (1834–1919, im Amt 1875–1909) zum Leiter der Galerie erfuhr die Pinakothek wieder mehr Aufmerksamkeit. Die Zeit der großen Ankäufe war jedoch vorbei, auch wenn er und sein Nachfolger Hugo von Tschudi (1851–1911, im Amt 1909–1911) wieder einige herausragende Bilder für die Pinakothek erwarben. So gelangten beispielsweise Leonardo da Vincis „Madonna mit der Nelke“ oder El Grecos „Entkleidung Christi“ nach München. Mit Tschudis Nachfolgern Friedrich Dörnhöffer (im Amt 1912–1933) und Ernst Buchner (Erste Amtszeit 1933–1945) gelang besonders der Erwerb weiterer altdeutscher Bildnisse, unter anderem von Christoph Amberger, Martin Schaffner und Hans Baldung. Auch wurde beispielsweise 1917 das „Schlaraffenland“ von Peter Bruegel d. Ä. erworben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Bilder ausgelagert, so dass keine Verluste entstanden. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden gezielt Bestandslücken geschlossen, insbesondere durch Sammeltätigkeit und Neuerwerbungen von Banken, die mit der Pinakothek verbunden waren und die erworbenen Schätze der Pinakothek als Dauerleihgaben zur Verfügung stellten. Insbesondere gelangen zahlreiche Ankäufe von Bildern des 18. Jahrhunderts. Ab 1966 wurden hierbei insbesondere Leihgaben der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank hinzuerworben, u. a. Lancrets „Vogelkäfig“ und Bouchers „Madame de Pompadour“. 1988 wurden mehrere Dürer-Werke durch ein Säure-Attentat von Hans-Joachim Bohlmann schwer beschädigt, sie wurden anschließend in jahrelanger Arbeit restauriert. Im Jahre 1990 gelang die Erwerbung von Dierick Bouts' „Ecce agnus dei“.
Die Sammlung
Mehr als 700 Gemälde[11] der mehrere tausend Bilder umfassenden Sammlung sind in den 19 Sälen und 47 Kabinetten ständig ausgestellt; dazu kommen Wechselausstellungen. Die folgende Aufstellung enthält einige bedeutende Werke:
Deutsche Malerei des 14. bis 17. Jahrhunderts
Die Alte Pinakothek besitzt die umfangreichste Sammlung an altdeutscher Malerei, darunter Werke von Stefan Lochner („Anbetung des Kindes“, 1445), Michael Pacher („Kirchenväteraltar“, um 1480), Martin Schongauer („Die Heilige Familie“, 1475/1480), Albrecht Dürer („Selbstbildnis im Pelzrock“ 1500) (Paumgartner-Altar, um 1503) („Die vier Apostel“, 1526), Hans Baldung Grien („Markgraf Christoph von Baden“, 1515), Albrecht Altdorfer („Laubwald mit dem Heiligen Georg“, um 1510), („Susanna im Bade“, 1526), („Donaulandschaft“, um 1525), („Die Alexanderschlacht“, 1529), Lucas Cranach d. Ä. („Kreuzigung Christi“, 1503), Hans Holbein d. Ä. (Sebastiansaltar, „Martyrium des hl. Sebastian“, 1516), Hans Burgkmair d. Ä. („Kreuzigungsaltar“, 1519), Matthias Grünewald („Die hl. Erasmus und Mauritius“, um 1520), Hans Holbein d. J. („Derich Born“, um 1533), Barthel Beham („Maria Jacobäa von Baden“, 1533), Hans von Aachen („Sieg der Wahrheit“, 1598), Adam Elsheimer („Der Brand von Troja“, 1600), („Flucht nach Ägypten“, 1609), Johann Liss („Tod der Kleopatra“, um 1622) sowie Joachim von Sandrart („Der November“, aus der Serie der Monatsbilder, 1643)
Altniederländische Malerei des 14. bis 16. Jahrhunderts
Die Sammlung an altniederländischen Gemälden gehört zu den erlesensten der Welt und enthält Meisterwerke unter anderem von Rogier van der Weyden („Columba-Altar“, um 1455), Dierick Bouts („Ecce Agnus Dei“, ca. 1462), Hans Memling („Die Sieben Freuden Mariens“, 1480), Lucas van Leyden („Maria mit dem Kinde, der hl. Maria Magdalena und einem Stifter“, 1522), Gerard David („Die Anbetung der Könige“, 1523), Adriaen Isenbrant („Ruhe auf der Flucht“, um 1520), Jan Gossaert, gen. Mabuse („Danae“, 1527), Marinus van Reymerswaele („Ein Steuereinnehmer mit seiner Frau“, 1538) sowie Hieronymus Bosch („Fragment eines Jüngsten Gerichts“, um 1515). Die Alte Pinakothek besitzt auch eine der drei erhaltenen Repliken des verschollenen Gemäldes „Das Wahre Antlitz Christi“ von Jan van Eyck (vor 1500).
Holländische Malerei des 17. Jahrhunderts
Von vielen Wittelsbacher Fürsten gesammelt bildet die Sammlung holländischer Barockmalerei einen Schwerpunkt der Galerie mit Werken zahlreicher Meister wie Hendrick Goltzius („Venus und Adonis“, 1614), Rembrandt van Rijn („Selbstbildnis“, 1629; „Die Heilige Familie“, um 1633; „Kreuzabnahme“, um 1633), Pieter Lastman („Odysseus und Nausikaa“, 1619), Frans Hals („Bildnis des Willem van Heythuysen“, um 1625), Carel Fabritius („Selbstbildnis“, 1650), Ferdinand Bol („Die Vorsteher der Amsterdamer Weingilde“, 1659), Pieter Claesz („Stilleben mit Zinnkanne“, um 1635), Adriaen van Ostade („Ausgelassene Bauern in einer Schenke“, ca. 1635), Salomon van Ruysdael („Flußlandschaft mit Fähre“, um 1630), Gerard Terborch („Ein Knabe floht seinen Hund“, um 1655), Willem van de Velde d. J. („Ruhige See“, 1655), Karel Dujardin („Die kranke Ziege“, um 1665), Jacob van Ruisdael („Eichen an einem Gießbach“, um 1675), Emanuel de Witte („Familienbildnis“, 1678) und Adriaen van der Werff („Spielende Kinder unter einer Herkules-Skulptur“, 1687).
Flämische Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts
Die Sammlung flämischer Meister nimmt die zentralen Säle der Pinakothek ein und umfasst unter anderen Hauptwerke von Pieter Brueghel d. Ä. („Schlaraffenland“ 1566), Jan Brueghel d. Ä. („Seehafen mit Predigt Christi“, 1598), Peter Paul Rubens („Der Höllensturz der Verdammten“, 1620/21) („Das Große Jüngste Gericht“, 1617) („Das Kleine Jüngste Gericht“, um 1620) („Löwenjagd“, 1621), Anthonis van Dyck („Selbstbildnis“, um 1621) („Susanna und die beiden Alten“, um 1622), Adriaen Brouwer („Kartenspielende Bauern in einer Schenke“, um 1631), Jacob Jordaens („Der Satyr beim Bauern“, nach 1620) sowie Jan Siberechts („Viehweide mit schlafender Frau“, 1660).
Die Rubenssammlung mit 72 Bildern ist die weltweit größte in einer ständigen Ausstellung. Das Gemälde Das Große Jüngste Gericht ist dabei das größte ausgestellte Gemälde des Museums.
Italienische Malerei des 13. bis 18. Jahrhunderts
Die Sammlung beginnt mit Werken der italienischen Gotik, darunter Giottos berühmtes „Abendmahl“ (kurz nach 1306), danach sind alle Malschulen der italienischen Renaissance und des Barock präsent mit Werken unter anderem von Masolino da Panicale („Maria mit Kind“, um 1435), Fra Angelico („Grablegung Christi“, um 1438), Fra Filippo Lippi („Verkündigung Mariae“, ca. 1450), Leonardo da Vinci („Madonna mit der Nelke“, um 1473), Antonello da Messina („Annunciata“, 1474), Sandro Botticelli („Beweinung Christi“, um 1490), Domenico Ghirlandaio („Maria mit dem Kinde und den hll. Dominikus, Johannes dem Täufer und Johannes Evangelist“, um 1494), Luca Signorelli („Maria mit dem Kinde“, 1495/1498), Lorenzo Lotto („Die mystische Vermählung der hl. Katharina“, um 1505), Raffael („Die hl. Familie aus dem Hause Canigiani“, um 1505), („Madonna Tempi“, 1507), („Madonna mit dem Vorhang“, 1514), Tizian („Die Eitelkeit der Welt“, um 1515); („Die Dornenkrönung“, um 1570), Jacopo Tintoretto („Vulkan überrascht Venus und Mars“, um 1555), Paolo Veronese („Amor mit zwei Hunden“, 1575/1580), Federico Barocci („Christus und Magdalena“, 1590), Bartolomeo Manfredi („Dornenkrönung Christi“, um 1609), Orazio Gentileschi („Martha tadelt ihre Schwester Maria“, um 1620), Carlo Saraceni („Vision des hl. Franziskus“, um 1620), Guido Reni („Die Himmelfahrt Mariä“ 1631/42), Luca Giordano („Ein cynischer Philosoph“, um 1660), Canaletto („Piazetta in Venedig“, um 1730), Giovanni Battista Tiepolo („Die Anbetung der Könige“, 1753) und Francesco Guardi („Regatta auf dem Canale della Giudecca“, um 1784).
Französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts
Trotz der engen Beziehungen der Wittelsbacher zu Frankreich, ist die Sammlung französischer Gemälde die zweitkleinste Sammlung der Alten Pinakothek geblieben, mit Werken von Nicolas Poussin („Midas und Bacchus“, um 1627), Sébastien Bourdon („Ein römischer Kalkofen“, um 1637), Claude Lorrain („Seehafen bei aufgehender Sonne“, 1674), Nicolas Lancret („Der Vogelkäfig“, 1735), Jean Siméon Chardin („Rübenputzerin“, um 1740), Jean Marc Nattier („Die Marquise de Baglion als Flora“, 1746), Maurice-Quentin de la Tour („Mademoiselle Ferrand meditiert über Newton“, 1752), Jean-Étienne Liotard („Das Frühstück“, um 1754), Claude Joseph Vernet („Orientalischer Seehafen bei Sonnenaufgang“, 1755), François Boucher („Madame de Pompadour“, 1756), Jean-Honoré Fragonard („Mädchen mit Hund“, um 1770) und anderen.
Spanische Malerei des 16. und 17. Jahrhunderts
Obwohl die Abteilung „Spanische Malerei“ die kleinste der Alten Pinakothek ist, sind alle großen Meister vertreten, darunter El Greco („Entkleidung Christi“, um 1595), De la Cruz („Infantin Isabella Clara Eugenia von Spanien“, 1599), Velázquez („Junger spanischer Edelmann“, um 1625), Jusepe de Ribera („Hl. Bartholomäus“, um 1635), Zurbarán („Die Grablegung der hl. Katharina von Alexandrien auf dem Berg Sinai“, um 1636), Alonso Cano („Die Muttergottes erscheint dem hl. Antonius“, um 1645), Murillo („Trauben- und Melonenesser“, 1645) („Bettelknaben beim Würfelspiel“, um 1670) sowie Claudio Coello („Hl. Petrus von Alcäntara wandelt über den Fluß Quandiana“, um 1690). Die Bilder von Francisco de Goya wurden in die Neue Pinakothek eingegliedert.
Das Wahrzeichen ist in den Fluss Regnitz gebaut, Obere und Untere Brücke (ursprünglich eine Privatbrücke) führen von ihm weg. Im Inneren ist die zu den Museen der Stadt Bamberg gehörende Porzellansammlung Ludwig ausgestellt, eine der größten ihrer Art in Europa.
1387 wurde das Rathaus erstmals erwähnt und in der Zeit zwischen 1461 und 1467 neu gebaut, sodass es die heutige Gestalt annahm. In dieser Bauphase wurde es hauptsächlich von der Gotik beeinflusst.
Johann Jakob Michael Küchel gestaltete das Rathaus in den Jahren 1744 bis 1756 im Stile des Barock und Rokoko um. Erwähnenswert sind die ursprünglich 1755 von Johann Anwander geschaffenen Fassadenmalereien, die vielfach restauriert wurden. Nachdem von diesen Bemalungen in den 1950er Jahren nicht mehr viel zu sehen war, wurde durch den Kunstmaler Anton Greiner in den Jahren 1959 bis 1962 eine Neubemalung vorgenommen. Beide Gebäudeseiten sind vollständig mit nachempfundenen allegorischen Szenen und architektonischen Details, der typischen Illusionsmalerei in dieser Zeit, verziert. Kleine, tatsächlich figürlich gestaltete Elemente an der östlichen Seite verstärken den räumlichen Eindruck. Die Rokokobalkons und Wappenreliefs stammen von Jos. Bonaventura Mutschele.[2]
Das an den Brückenturm angebaute Fachwerkhaus, das Rottmeisterhäuschen, diente den Führern der Wachmannschaften als Unterkunft.Das Prunkstück des Alten Rathauses ist der im 18. Jahrhundert neugestaltete Rokokosaal im Nordteil des Obergeschosses. 1745 fertigte Franz Jakob Vogel (1698–1752) die Stuckarbeiten der Decke an. 1750 erhielt der Saal seine Schnitzereien, die Arbeit von Joseph Bonaventura Mutschele, einem Bildhauer aus Augsburg (1728–1778/1783). Die Schreinerarbeiten fertigte Joseph Fröschel, die Vergoldung nahm Anton Dambacher vor. In der Mitte der Decke ist in einem langgezogenen Vierpass die Sonne zu sehen. In den Ecken befindet sich je ein Putto. Die Allegorie zeigt sinnbildlich das Wasser, das Feuer, die Luft und die Erde. An den Seitenwänden befinden sich von Johann Anwander geschaffene Ölgemälde. die durch Beispiele aus dem Alten Testament die vier Grundtugenden Gerechtigkeit, Klugheit, Mäßigung und Tapferkeit darstellen. Sie sollten wohl eine moralische Ermahnung an die Ratsmitglieder sein. Der Rokokomaler Anwander schuf auch die Ölgemälde über den Türen. An der Nordwand hängen die Porträts von Kurfürst Maximilian IV. Joseph (ab 1806 erster König des Königreichs Bayern) und von dem letzten Bamberger Fürstbischof Franz Freiherr von Buseck. Der musste 1802 wegen der Säkularisation in Bayern abdanken. 1898 wurde ein Ofen aus Fayence-Keramik, mit einem Relief des Stadtritters, eingebaut. Über der Eingangstür des Vorraumes befindet sich eine Holztafel aus dem 15. Jahrhundert, die ein Rahmen mit vergoldeten Rocaille-Motiven schmückt. Darauf ein Spruch aus dem Sachsenspiegel des Eike von Repgow: „Ein man red/ein halbe red Man/sol sie verhoren bed“. Soll sagen, dass in einem Streitfall immer beide Seiten anzuhören sind.
Das Augsburger Rathaus wurde von 1615 bis 1624 an der Ostseite des Rathausplatzes von Augsburg errichtet. Der 57 Meter hohe Profanbau gilt als einer der bedeutendsten der Renaissancearchitektur nördlich der Alpen und stellt zusammen mit dem Perlachturm das Wahrzeichen der Stadt dar.[1] Bis zur Fertigstellung des Behrensbaus in Berlin-Oberschöneweide im Jahr 1917 war es das höchste Gebäude Deutschlands.
Aufgrund seiner historischen Bedeutung untersteht es der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.
Die Autostadt ist ein Auslieferungszentrum[2] für Neuwagen, ein Museum und ein Freizeitpark der Volkswagen AG in Wolfsburg in unmittelbarer Nähe des Volkswagenwerks. Sie wird von der Autostadt GmbH betrieben.
Die Backsteingotik (englisch Brick Gothic, polnisch Gotyk ceglany) umfasst gotische Bauwerke, die aus oder mit sichtbarem Backstein errichtet wurden. Sie ist vor allem in Norddeutschland, dem Ostseeraum und den Niederlanden[1] verbreitet. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich im Westen bis an die Straße von Dover und im Südosten bis nach Galizien. Der auch oft verwendete Begriff Norddeutsche Backsteingotik erfasst daher nur einen Teil der gesamten Backsteingotik. Gotische Backsteinarchitektur in Italien und Südfrankreich wird in der Regel allein den dortigen Regionalstilen zugerechnet.
Die mittelalterliche Verwendung von Backstein als Baustoff setzte nördlich der Alpen im 12. Jahrhundert ein. Die ältesten Bauten gehören deshalb noch der so genannten Backsteinromanik an. Im 16. Jahrhundert ging die Backsteingotik in die Backsteinrenaissance über. Die geografische Verbreitung des Bauens aus Backstein und mit sichtbarem Backstein unterlag vom Beginn des Hochmittelalters bis in die frühe Neuzeit aber durchaus Veränderungen. So gab es in Teilen des Münsterlandes zwischen Pionierbauten der Romanik und dem starken Backsteineinsatz in Renaissance und Barock eine zeitliche Lücke.
Viele von der Backsteingotik geprägte Altstädte und Einzelbauten wurden in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Entstehung
Bereits in den 1840er Jahren entstand in Berlin der Gedanke, ein Kunstmuseum an dieser Stelle zu bauen.[3] Der Kunsthistoriker Wilhelm von Bode lieferte dazu die später umgesetzten Vorschläge; Bode wurde im Jahr 1914 dafür geadelt. Hofarchitekt Ernst von Ihne und der Bauleiter Max Hasak errichteten den Museumsbau zwischen 1897 und 1904[4] für die von Bode aufgebaute Skulpturen- und Gemäldesammlung, deren Anfangsbestände auf die Kunstkammern der Kurfürsten von Brandenburg zurückgehen. Am 18. Oktober 1904, dem Geburtstag Friedrichs III., der 1888 gestorben war, wurde das Museum eröffnet. Zur Erinnerung an den „99-Tage-Kaiser“ Friedrich III. erhielt das Haus den Namen Kaiser-Friedrich-Museum.
Zerstörung und Wiederaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude die auf der Museumsinsel vergleichsweise geringsten Schäden, doch erst 1951 erhielt es ein Notdach.[5] Nach Kriegsende 1945 ließ die neue Berliner Stadtverwaltung alle Bezüge zu früheren Herrschern tilgen; das Sammlungsgebäude hieß nun inoffiziell Museum am Kupfergraben.[6] Am 1. März 1956 gab Johannes R. Becher, der damalige Kulturminister der DDR, dem Kaiser-Friedrich-Museum feierlich den Namen Bode-Museum zur Erinnerung an seinen Erbauer.[7] Hier waren zeitweilig das Ägyptische Museum mit seiner Papyrussammlung, das Museum für Vor- und Frühgeschichte, eine Gemäldegalerie, eine Skulpturensammlung und das Münzkabinett untergebracht. Erste Teile der Sammlungen konnten ab 1954 wieder gezeigt werden. Die schrittweise Instandsetzung des Gebäudes einschließlich der Restaurierung der Innenräume zog sich bei laufendem Museumsbetrieb bis zum Jahr des 750. Stadtjubiläums 1987 hin.
Sanierung
Anfang der 1990er Jahre wurden zahlreiche gravierende Mängel festgestellt, sodass 1997/1998 eine Generalinstandsetzung („Kanzlerinstandsetzung“) beschlossen wurde. Sie umfasste die denkmalgerechte Restaurierung des ganzen 100 Jahre alten Museumsbaus, wobei auch zahlreiche seit Kriegsende schon wiederhergestellte Bau- und Dekorelemente fachgerecht erneuert werden mussten.
Eine besondere Attraktion war schon 1904 das Tiepolo-Kabinett, ein relativ kleiner Raum in Altrosa und Weiß mit reichen Stuckverzierungen in Formen des spätbarocken Bandelwerks. Hier sind 22 Fresken in Grisaille-Technik zu sehen, die der Barockmaler Giovanni Battista Tiepolo 1759 für den Palazzo Volpato Panigai im norditalienischen Nervesa geschaffen hatte. Wilhelm von Bode kaufte sie, holte sie 1899 nach Berlin und ließ sie in seinem Museum anbringen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Raum völlig zerstört; die Bilder waren zuvor ausgelagert worden und galten lange als verschollen. Während der letzten Generalinstandsetzung des Gebäudes konnte das Kabinett mit großem Aufwand wiederhergestellt werden – anhand eines einzigen Schwarz-Weiß-Fotos aus einem Museumskatalog von 1904.
Vier der fünf Höfe sind für einen Besucherrundgang mit Skulpturenausstellungen im Freien erschlossen. Entsprechend dem Masterplan Museumsinsel wurde eine Verbindung zum Pergamonmuseum hergerichtet. Teil der Instandsetzung war auch die Modernisierung des ganzen Hauses in Bezug auf Technik und Sicherheit. Fotoatelier und Restaurierungswerkstätten wurden zeitgemäß ausgestattet, korrodierte Teile der Stahlträgerkonstruktion ausgetauscht, behindertengerechte Zugänge angelegt, Hausschwamm wurde beseitigt, der Brandschutz modernisiert und eine Klimaanlage eingebaut. Die Originalsubstanz sollte möglichst erhalten werden, also wurden nachträgliche Einbauten beseitigt und ursprüngliche Farbfassungen wiederhergestellt.
Die Generalinstandsetzung des Bode-Museums kostete 152 Millionen Euro und wurde aus Mitteln des Bundeshaushalts finanziert. Das Museum hat Geschossflächen von insgesamt 25.000 m²; die Hauptnutzfläche beträgt 11.000 m² für die 66 Ausstellungsräume. Eine Studiensammlung mit italienischen Bildwerken verschiedener Schulen, eine Kindergalerie, ein Museumsshop und eine Cafeteria in der Eingangshalle ergänzen die Angebote an die Besucher.
Mit der symbolischen Schlüsselübergabe im November 2005 endete die Komplettrenovierung des Bode-Museums nach fünfeinhalb Jahren. Im Oktober 2006 öffnete das fertig eingerichtete Museum wieder für Besucher. In der Zwischenzeit wurde die aktuelle Präsentation der Kunstwerke und der Raumgestaltungen vorbereitet, die teilweise kontrovers diskutiert worden war. Das Ergebnis trägt zeitgemäßen Sehgewohnheiten der Museumsbesucher Rechnung: Wände und Sockel sind meist weiß oder hellgrau gestrichen, die Kunstobjekte locker, mit teilweise besonderen Sichtbezügen angeordnet, Skulpturen stehen nicht selten frei im Raum, die Anmutung ist offen und lebendig. Dabei wird aber Bodes ursprüngliches Konzept der komplexen Stilräume erkennbar zitiert: Historische Ausstattungsdetails – Böden, Decken, einzelne Möbelstücke – bereichern viele der Ausstellungsräume; hinzu kommen 150 ausgesuchte Tafelbilder aus der Gemäldegalerie, die in Motiv oder Darstellungsweise (oder beidem) anregende Ergänzungen zu den Exponaten liefern.
Bereits bei der Wiedereröffnung wurde klar, dass die Ausstellungsräume des Bode-Museums langfristig nicht für alle Sammlungsteile ausreichen. Insbesondere planen die Staatlichen Museen zu Berlin unter ihrem Generaldirektor Michael Eissenhauer und dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, die bisher im Kulturforum vorhandene Gemäldegalerie komplett hierher zu verlagern und mit den Beständen der Skulpturensammlung wieder in einem Gebäude zu vereinen. Dazu ist ein Erweiterungsbau notwendig, der mit dem Bode-Museum funktional und inhaltlich verbunden ist und dieses komplementär ergänzt. Für diesen Neubau ist die Fläche westlich des Kupfergrabens vorgesehen.[8] 2009 erarbeiteten zehn Studenten der Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Architektur, unter den Professoren Theo Brenner und Dominik Krohm Entwürfe für einen Neubau. Für deren Realisierung müssten die Kasernengebäude aus den 1960er Jahren abgerissen werden, in denen das Wachregiment Friedrich Engels stationiert war. Die visionären Entwürfe waren zwischen April und September 2010 direkt im Foyer des Museums ausgestellt.[9] Obwohl also weder Termine noch Finanzierungsmöglichkeiten feststehen, verkündete der Stiftungspräsident optimistisch:[10] „Ich bin sicher, dass es gelingen wird, die Politik und die Öffentlichkeit zu überzeugen.“
In den Sommermonaten der Jahre 2007–2015 fanden vor dem Eingangsportal des Bode-Museums regelmäßig Open-Air-Sonntagskonzerte statt.
Äußeres
Das Bauwerk im Stil des Neobarock steht auf der nordwestlichen Spitze der Museumsinsel, auf einem unregelmäßig dreieckigen Grundstück mit einer Fläche von 6000 m². Hier befanden sich von 1824 bis 1897 das Berliner Mehlhaus sowie seit 1876 die Kunstbaracke, in der Ausstellungen zeitgenössischer Berliner Künstler stattgefunden hatten. Über dem Hauptbau des Gebäudes erhebt sich eine 39,50 m hohe Kuppel aus Holz und Stahl. Baufachleute nennen sie Schwedler-Kuppel nach ihrem Erfinder Johann Wilhelm Schwedler. Nach dem Wiederaufbau des Museums in den 1950er Jahren war sie mit Schiefer gedeckt. Im Rahmen der Komplettsanierung um das Jahr 2002 erhielt das Kuppeldach seine ursprüngliche Kupfer-Stehfalz-Eindeckung zurück.[12]
Der Architekt des Museumsgebäudes hat es trotz der unregelmäßigen Form des Grundstücks verstanden, den Eindruck eines völlig symmetrischen und gleichschenkligen Gebäudes zu vermitteln, ausgerichtet auf den halbrunden, von einer Kuppel überwölbten Eingangstrakt, zu dem Brücken über die beiden Spreearme führen. Der Bau ist mit Rackwitzer, Alt-Warthauer, Wünschelburger und Friedersdorfer Sandstein (alle entstanden in der Kreidezeit) aus Schlesien verkleidet. Ein mit Fenstern versehener Quadersockel und zwei weitere, durch korinthische Halbsäulen und übergiebelte Risalite gegliederte Etagen scheinen direkt aus der Spree empor zu steigen. Allegorien der Künste und berühmter Kunststädte bekrönen die Attika, geschaffen von den Bildhauern August Vogel und Wilhelm Widemann.
Reiterstandbilder
Zur Eröffnung des neuen Museums wurde zunächst in der großen Vorhalle ein verkleinertes Modell des Schlüterschen Reiterstandbildes vom Großen Kurfürsten aufgestellt. Im Jahr 1902 erfolgte der Auftrag, von der Reiterfigur auf der Langen Brücke (spätere Rathausbrücke) ein 1:1 Gipsmodell herzustellen.[13] Wie knapp eine Woche später berichtigt wurde, soll die mit Hilfe des Gipsabdrucks erstellte Kopie (auch weiterer mit Denkmalen gewürdigter Persönlichkeiten, die der Kaiser verschenkt hat) an das Neue Deutsche Museum in Boston übergeben werden. Für die große Halle des Berliner Museums soll dagegen ein Bronzeabguss hergestellt werden.[14] Dieses Modell wurde aber offenbar material- und geldsparend in der Galvanoplastischen Kunstanstalt Geislingen metallisiert und steht so noch immer in der Halle.[15]
Im Jahr 1904 wurde auf dem über die Monbijoubrücke zugänglichen Vorplatz das rund 6,80 Meter hohe Reiterstandbild Friedrichs III. aufgestellt. Die Bronzeplastik stammte vom Bildhauer Rudolf Maison; der Granitsockel mit der Widmung „König Friedrich III. von Preußen Deutschem Kaiser das Deutsche Reich“ vom Architekten Ernst von Ihne. Bei der Vorstellung des Modells soll Wilhelm II. gesagt haben, so eine Figur sei „seit dem Colleoni nicht mehr modelliert worden“. Im Jahr 1951 wurde die Plastik aus ideologischen Gründen eingeschmolzen und der Sockel später entfernt.[16] Im Depot des Historischen Museums Regensburg befindet sich ein Modell dieses Reiterstandbilds.
Das Reiterstandbild Friedrichs III. auf dem Vorplatz und das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten in der Vorhalle des Museums standen dadurch in Bezug, dass sie aufeinander zuritten: So begegnete der Große Kurfürst seinem kaiserlichen Nachfahren Friedrich III., und dessen Baumeister Ernst von Ihne seinem künstlerischen Vorfahren Andreas Schlüter.[17]
Inneres
Die Ausrichtung mehrerer Quergebäude ließ fünf Innenhöfe entstehen. Hinter dem Foyer beginnt mit der Mittelachse des Hauses eine eindrucksvolle Raumfolge: zunächst die Große Kuppelhalle mit weit geschwungenem Treppenaufgang und der galvanoplastischen Kopie von Andreas Schlüters Reiterstandbild des Großen Kurfürsten (angefertigt 1904 von der WMF) im Zentrum. Darauf folgt die Kamecke-Halle mit den Figuren, die einst auf dem Dach der von Schlüter erbauten, später zerstörten Villa Kamecke in der Dorotheenstraße standen. Das Nächste ist die Basilika im Stil der italienischen Renaissance, in den Seitenkapellen religiöse Bildwerke wie die farbigen, glasierten Terrakotten von Luca della Robbia und der Auferstehungsaltar aus Florenz. Den Abschluss bildet die Kleine Kuppelhalle im Rokokostil mit einer Treppenanlage. An deren Fuß sind die beiden Statuen der Venus und des Merkur von Jean-Baptiste Pigalle aufgestellt, die ursprünglich den Auftakt der Weinbergtreppe von Sanssouci bildeten. Im Obergeschoss der Rotunde befinden sich die Marmorstatuen der sechs Generäle Friedrichs des Großen vom Berliner Wilhelmplatz, die im 19. Jahrhundert am ursprünglichen Standort durch Bronzekopien ersetzt worden waren. In dieser Flucht repräsentativer Räume fanden einst auch Feierlichkeiten statt, zu denen die Hofgesellschaft und wohlhabende bürgerliche Mäzene geladen waren.
In den eigentlichen Ausstellungsräumen hatte Bode dichte, geschlossene Ensembles aus Skulpturen, Gemälden, Möbeln und kunstgewerblichen Objekten zusammengestellt, wie sie früher in großbürgerlichen Privatsammlungen üblich waren. Dabei trug er den wichtigsten Sammlern des ersten Bestandes, dem Bankier Adolph Thiem und James Simon, Rechnung, die ihre Exponate zu symbolischen Preisen verkauften, aber darauf bestanden, dass nicht thematisch, sondern nach ihren ehemaligen Besitzern gruppiert wurde.[18]
Dazu kamen innenarchitektonische Details wie Portale, Marmorböden, Kassettendecken, Kamine und Altäre, die Bode vorwiegend in Italien für seinen Museumsneubau zusammengekauft hatte. Mit diesen Räumen wollte er den Besuchern die Stimmungen vergangener Epochen nahebringen. Er verfolgte mit den Stilräumen (Period Rooms) ein museumspädagogisches Konzept, das auch Ludwig Hoffmann dem Neubau des Märkischen Museums zugrunde legte – nicht weit entfernt spreeaufwärts, nahezu zur gleichen Zeit und mit noch größerer Konsequenz, nämlich auch im äußeren Erscheinungsbild seines Bauwerks.