Das Denkmal für den Reformator Martin Luther, in den Jahren 1516 und 1517 in Dresden zu Besuch gewesen, befindet sich auf dem Dresdner Neumarkt, direkt vor der Frauenkirche. Geschaffen wurde das Denkmal von dem Bildhauer Adolf von Donndorf (1835-1916) und in Bronze gegossen wurde es in der Dresdner Kunst- und Glockengießerei Christian Albert Bierling. Der Sockel besteht aus Marmor und trägt unter anderem in goldener Schrift den Namen Luthers. Für den Kopf des Denkmals diente ein aus Ton bestehendes Modell von Ernst Rietschel (1804-1861), das dieser für das Luther-Denkmal in Worms angefertigt hatte, allerdings da nicht verwendet wurde. Ernst Rietschel war einer der berühmtesten Bildhauer seiner Zeit und Lehrer von Adolf von Donndorf. Anlässlich des Reformationstages im Jahr 1885 wurde das Dresdner Denkmal, das nach dem Luther-Denkmal in Washington D.C. als zweite Kopie des Wormser Luther-Denkmals gilt, eingeweiht, nachdem seit 1883 zu Spenden für eine solche Statue in Dresden aufgerufen worden war. Während der Bombardierungen von Dresden im Februar 1945 wurde das Denkmal beschädigt und konnte erst im Jahr 1955 wieder aufgestellt werden. Bis zur umfassenden Restaurierung zwischen Dezember 2003 und November 2004 diente die Statue Luthers vor der Ruine der zerstörten Frauenkirche als ein Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung, heute gehört sie zum Ensemble des neu gestalteten Neumarktes.
"Ich kann nicht in Abrede stellen, daß es mir beim ersten Anblick schien als träte der Ausdruck des Streitens weniger stark hervor als bei der Wormser Lutherstatue, an die man gewöhnt ist, weil durch den Ausdruck des Kopfes und die Verhältnisse desselben zur Figur eine Hormonie über das ganze ausgegossen ist, welche zugleich beruhigend wirkt. Aber gerade dadurch wird diese statue das Gesammtbild Luthers, denn sie lässt seine hohen Ziele ahnen. Das ist der gottselige Ausdruck freudiger Überzeugungstreue, welche Luther kennzeichnet. [...] mir scheint, es sei für Dresden Pflicht, die Statue, wie sie jetzt dasteht, für die Nachwelt zu fixieren, denn das ist Luther!" (Schreiben von Johannes Schilling an Oberbürgermeister Stübel vom 30. November 1883 (StAD Dresden, RA, Lutherdenkmal. fol. 6f.).
"An unsere Mitbürger. In wenigen Tagen wird ein viertes Jahrhundert sich erfüllen seit der Geburt Martin Luther´s. Wir feiern in ihm Deutschlands größten Sohn. Das Bild seiner gottbegnadeten Persönlichkeit lebt in unseren Herzen. Wir möchten es aber auch den kommenden Geschlechtern bezeugen, daß sie für uns lebendig geblieben ist. Laßt uns darum auch in unserer Stadt ein Denkmal errichten, daß von unserer Begeisterung für Luther reden möge für alle Zeiten. Laßt sein erhabenes Bild in der Kraft und Schönheit, wie es einst Meister Rietschels Hand hier geschaffen, in Erz uns gießen und auf einem öffentlichen Platze unserer Stadt auch zu deren Ehre aufrichten. Zu diesem Zwecke sind wir zusammengetreten. Jede, auch die kleinste Gabe soll uns willkommen sein als Zeugniß für Dr. Martin Luther. Dresden, den 30. October 1883." (Erste Beilage des Dresdner Anzeigers, 154. Jg., Nr. 304, 31. Oktober 1883)
Literatur:
Kranich, Sebastian, Die Nation im Lutherdenkmal vor der Dresdner Frauenkirche. Ein Streit um Luthers Kopf, in: Fischer, Michael/Senkel, Christian/Tanner, Klaus (Hrsg.), Reichsgründung 1871. Ereignis-Beschreibung-Inszenierung, Münster 2010, S. 139-163.