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Chinese — German
1876年-1912年的中国铁路
  1876 nian2 - 1912 nian2 de zhong1 guo2 tie3 lu4
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Chinesische Eisenbahnen 1876 - 1912
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Inhaltsübersicht: A. Geographisch-politischer Überblick. Hauptabschnitte der Entwicklung des Eisenbahnwesens. Verzeichnis der heutigen Linien. – B. Die einzelnen Bahngruppen in China. I. Die Bahnen in der Mandschurei. II. Die Nordbahnen. III. Die Zentralbahn (nördlicher Teil) Peking-Hankau. IV. Die Schantung- und Tientsin-Pukoubahn. V. Die Yangtsebahnen. VI. Die Bahnen im Süden. – C. Die Zukunft der Bahnen Chinas.

A. Geographisch-politischer Überblick. China zerfällt in das eigentliche Reich und die vier Nebenländer Mandschurei, Mongolei, Ostturkestan und Tibet. Für das Eisenbahnwesen kommen das eigentliche China und die Mandschurei in Betracht. Man berechnet den Flächeninhalt des Gesamtreichs auf etwa 11 Mill. km2, den des eigentlichen China auf 31/2 Mill. und den der Mandschurei auf 942.000 km2. Die Einwohnerzahl Chinas und der Mandschurei wird auf 4381/2 Mill. geschätzt. China steht darnach mit seiner Seelenzahl an erster Stelle, mit seinem Flächeninhalt an dritter Stelle auf der Erde.

Hankau am mittleren Yangtsekiang wird voraussichtlich den Haupteisenbahnknotenpunkt bilden. Denkt man sich diese Stadt als ungefähren Mittelpunkt eines langgestreckten Vierecks, so würden an den Ecken Kanton, Schanghai, Peking und Tschengtufu (Setschuan) liegen, die wagrechte Mittellinie würde der Yangtse bilden, die lotrechte die Trasse der großen Zentralbann Peking-Hankau-Kanton.

Der Yangtse teilt China in eine Nord- und Südhälfte. Der Ausbau eines Eisenbahnnetzes hat sich im wesentlichen auf das nördliche China beschränkt. Nordchina ist arm an Wasserstraßen, deren der Süden eine große Menge aufweist. Der Norden hat überwiegend Flachland, der Süden Gebirgsland. Im Norden liegt die Reichshauptstadt; die Bevölkerung des Südens ist fremdenfeindlicher als die des Nordens. Auch ist der Norden weit mehr von Fremden besucht und bereist und endlich sind die meisten Bergwerksunternehmungen im Norden zu finden.

Im Süden erwarb Frankreich 1878 mit Tongking sein großes östliches Kolonialreich und wurde so vom Meere bis zum Mekong Chinas Nachbar. Vom Mekong, der Grenze von Britisch-Oberburma, schließt sich England als Beherrscher der Grenzgebiete bis zum 39. Breitengrade an, ihm folgt Rußland, das in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts in ständigem Vordringen in bisher kaum betretene Gebiete seine Macht allenthalben bis an die chinesische Grenze vorgeschoben hat. Im Osten endlich hat die neueste Entwicklung Japan in Korea zum unmittelbaren Nachbar Chinas gemacht. Die Lage ist die, daß von Norden und Süden Rußland und Frankreich China zu durchdringen suchen und von Osten und Westen England und Japan sich die Hand reichen möchten. Dieser in der Eisenbahnentwicklung verfolgbare Gedanke ist von den Chinesen bewußt bekämpft worden. Besonders hat die Politik Chinas sich auf ein Zusammengehen mit Ländern, von denen keine Befürchtungen wie von den vier Großmächten zu hegen waren, gerichtet. Hier ist besonders an die Vereinigten Staaten zu denken, denen auch im Eisenbahnwesen viel Entgegenkommen bewiesen worden ist. Ihrer Stellung nicht unähnlich ist die des Deutschen Reichs und Österreichs, deren Entfernung von den Grenzen Chinas weniger Anlaß zu Mißtrauen bietet.

(Quelle:http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Chinesische+Eisenbahnen)

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  Author Rafael@yizuo-media.com Die Schantungbahn und die Tientsin-Pukoubahn
19 years ago 2 years ago
Die Schantungbahn und die Tientsin-Pukoubahn. Die Schantungbahn verbindet die deutsche Hafenstadt Tsingtau mit dem Hinterland, der Provinz Schantung, und endet bei deren Hauptstadt Tsinanfu.

In dem Kiautschouvertrag wurde dem Deutschen Reich die Konzession verliehen, in der Provinz Schantung ein Eisenbahnnetz herzustellen. Es sollte mit dem Ausgangspunkte Tsingtau ein Dreieck von Linien geschaffen werden, dessen Ecken die Städte[196] Kiautschou im Südosten, Tsinanfu im Norden und Itschoufu im Südwesten sein sollten. Von den drei Linien ist als rein deutsche nur die Schantungbahn zu stande gekommen.

Zur Ausführung des großen Werkes wurde im Jahre 1899 die Schantungeisenbahngesellschaft mit einem Kapital von 54 Mill. M. begründet. Auf diese übertrug das Deutsche Reich seine Konzession mit der Bestimmung, daß nach Ablauf von 60 Jahren die Bahn ins Eigentum des Reichs übergeht. Die Stellung des deutschen Unternehmens ist dadurch eine einzigartige, daß es für ewige Zeiten deutsch ist.


Die im Jahre 1899 begonnene Bahn wurde am 1. Juni 1904 dem Betrieb übergeben.


Die Bahn ist eingleisig, aber die Verlegung eines zweiten Schienenpaares ist vorgesehen. Die Spurweite ist normal. Die Hauptbahn verläuft im allgemeinen eben, ihre höchste Erhebung beträgt 158∙73 m, während die Zweigbahn nach Poschan bis auf 179∙40 m steigt. Tunnelbauten fehlen ganz, aber wie auch anderswo mußte den ungünstigen Wasserlaufverhältnissen durch zahlreiche Durchlässe Rechnung getragen werden. Nicht weniger als 856 Brücken mit 984 Öffnungen in einer Gesamtlänge von 6958 m waren auf der Hauptlinie erforderlich, auf der Zweiglinie 99 Brücken mit 101 Durchlässen bei 683 m Gesamtlänge. Da die Flußbette vielfach aus Schwemmsand bestehen, so verlangte die Gründung der Brücken ganz besondere Aufmerksamkeit. Es wurden Pfähle von 12 bis 14 m Länge eingerammt. Ihr Kopf wurde mit dem bis zu 4 m unter die Flußbettsohle reichenden Betonmauerwerk umkleidet, das die Pfeiler trug. Trotz aller Sorgfalt sind Dammrutschungen und ein Brückeneinsturz eingetreten. Es liegen 41∙62% eben, 29∙01% in der Steigung und 29∙37% im Gefälle. In der Geraden liegen 75∙71%. Die Schienen haben ein Gewicht von 30 kg f. d. m und sind 10 m lang.

60 Stationen auf der Haupt- und der Nebenbahn vermitteln den Zugang des Verkehrs. Die Stationsgebäude sind einfach, aber zweckmäßig und alle durch Bahntelegraphen miteinander verbunden. Die preußischen Staatsbahnen sind vorwiegend zum Muster genommen. 1911 waren an rollendem Material vorhanden 962 Güterwagen oder 2∙204 Stück auf d. km. Die Personenwagen sind dem Klima angepaßt, sie wurden erheblich höher als die preußischen gebaut, wodurch eine Vermehrung des Luftraums und eine Vergrößerung der Fenster ermöglicht wurde. Es sind Durchgangswagen, u. zw. mit Holzbänken, wegen der großen Hitze im Sommer und der Reinlichkeit. Nur die I. Klasse hat eine beschränkte Polsterung. Die Wagen III. Klasse sind außerordentlich einfach gehalten, alles aber zeichnet sich durch eine unter Chinesen musterhafte Sauberkeit aus.

Im ganzen waren Anfang 1912 100 Personen- und Gepäckwagen oder 0∙229 f. d. km da. An Lokomotiven waren zur gleichen Zeit 41, im ganzen 0∙094 f. d. km vorhanden. Die Zahl der Güter- und Bahndienstwagen belief sich auf 1013 oder 2∙331 Stück f. d. km. Das ganze Material ist aus Deutschland geliefert.

Auf 33 Frachtdampfern wurde das Material im Wert von etwa 25 Mill. M. von Deutschland hinübergebracht, u. zw. aus den Häfen Hamburg, Bremen und Antwerpen. Die Hauptreparaturwerkstätte liegt auf deutschem Boden, in Syfang bei Tsingtau.


Die Entfernung von Tsingtau bis zur Provinzialhauptstadt Tsinanfu beträgt 394∙1 km, bei km 285 zweigt bei Tschangtien die 39∙2 km lange Nebenbahn nach Poschan ab, einem alten Industrieort, wo Bergwerke, Glas- und chemische Industrie seit altersher betrieben werden.

Die Schantungbahn hat einen großen Teil der Landeserzeugnisse an sich gezogen und führt sie nach Tsingtau. Das wichtigste Frachtgut ist Kohle, die außer von Chinesen in kleinem Maßstab besonders in den Bergwerken von Fangtse (etwa 140 km von Tsingtau) und von Poschan, dem Endpunkt der Zweigbahn gewonnen wird. Die tägliche Förderung beträgt über 1000 t und die Beschaffenheit der Kohle ist gut, besonders die Poschankohle soll den ersten Sorten nicht nachstehen und als Schiffskesselkohle gut verwertbar sein. Zur Gewinnung der Kohle war eine Schwestergesellschaft der Schantungeisenbahngesellschaft, nämlich die Schantungbergbaugesellschaft, mit einem Kapital von zwölf Mill. M. gegründet worden.

Neben der Kohle (429.024 t) stehen als Hauptausfuhrartikel Strohborten (zur Hutfabrikation), Getreide, Nüsse, Früchte, Bohnen, Bohnenkuchen und Glas obenan. Die Bahn berührt eine ganze Reihe volkreicher Städte, Weihsien, die zweitgrößte Handelsstadt der Provinz, Tschingtschoufu, Tschoutsun, beide mit Seidenausfuhr.

An Einfuhrgütern werden hauptsächlich Petroleum, Eisengeräte, Baumwolle, Reis und Indigo befördert, bis vor kurzem auch große Materialsendungen für die Tientsin-Pukoubahn.

Besondere Erleichterungen, wie sie sich an der chinesischen Küste nicht wieder finden, bieten dem Handel die Tsingtauer Hafenanlagen, die es gestatten, daß die größten Seeschiffe unmittelbar in die Eisenbahnwagen und aus ihnen laden und löschen.

Der rege Verkehr auf der Bahn ist aus den Verkehrsziffern ersichtlich. Bei einem Durchschnittsverkehr von täglich einem durchgehenden Zuge in beiden Richtungen, 16 gemischten Zügen und 18 Bedarfsgüterzügen verkehrten im Jahre:


1909 8.608 Züge mit 1,279.841 Zug/km
1910 9.688 Züge mit 1,380.555 Zug/km
191110.644 Züge mit 1,322.805 Zug/km

Es wurden ferner befördert:


Im JahreGütertonnenPersonen
1905 310.482803.000
1908 486.981828.735
1909 696.280641.279
1910 769.192654.128
1911 717.189909.065

Die Fahrpreise der Bahn entsprechen ungefähr denen in Preußen, die Frachten gelten als etwas hoch im Vergleich zu jenen der andern Bahnen auf chinesischem Boden.

[197] Es betrugen in mexikanischen Dollars (= etwa 2 M.)


im Jahredie Einnahmendie Ausgaben
19051,912.295∙66 910.381∙55
19082,614.078∙581,080.278∙83
19093,411.793∙541,193.308∙19
19103,730.342∙121,676,506∙22
19113,511.105∙601,657∙506∙22

Diesen günstigen Ergebnissen entsprachen auch die Dividenden. Es wurden verteilt im Jahre


190531/4%
190851/4%
19096 %
191061/2%
19116 %

Der Rückgang der Güterbeförderung und der Dividende im Jahre 1911 beruht auf der langen Verkehrsstockung durch die Pest im Frühjahr und auf erheblichen Störungen durch Überschwemmungen.

Ein besonderer Erfolg der Schantungbahn ist die vorzüglich geglückte Schulung des eingeborenen Personals. In wenigen Jahren hat ein Stamm von Beamten herangebildet werden können, denen man das verantwortungsvolle Amt der Lokomotiv- und Zugführung ruhig übergeben durfte.

Die Zukunft der Schantungbahn ist eng verknüpft mit der Entwicklung der in Tsinanfu an sie angeschlossenen großen Nord-Südlinie, der Tientsin-Pukoubahn. Diese erst wird mit ihren künftigen Verzweigungen und rückwärtigen Anschlüssen an die Peking-Hankoubahn und deren Zweiglinien nach Schansi, Schensi und Honan der Schantungbahn und dem Tsingtauer Hafen das rechte große Hinterland erschließen.


Die Tientsin-Pukoubahn.


Die im Jahre 1898 Deutschland erteilte Konzession für die Nord-Südstrecke hat nicht in vollem Umfange nutzbar gemacht werden können. Die Chinesen haben im Verlauf der Jahre an Deutschland immer höhere Forderungen gestellt, bis im Jahre 1908 eine neue Übereinkunft erzielt worden ist, in der von den ehemaligen deutschen Rechten nicht mehr viel erkennbar war. Die deutschasiatische Bank auf deutscher Seite und die British and Chinese Corporation auf englischer Seite schlössen sich zusammen, und es kam der folgende, durch kaiserliches Edikt genehmigte Vertrag zu stande.12 Die Bahn von Norden nach Süden wird über die Grenzen der Provinz Schantung hinaus als Verbindung zwischen Tientsin und dem Yangtsekiang mit deutscher und englischer Hilfe als kaiserlich chinesische Bahn gebaut. Die nördlichen zwei Drittel bauen die Deutschen, das südliche Drittel die Engländer. Zum Bau soll eine Anleihe von 100 Mill. M. durch die Vermittlung der deutsch-englischen Kontrahenten aufgenommen werden, diese wird zu 5% verzinst unter chinesischer Staatsgarantie.

Die Rückzahlung erfolgt in 20 Jahresraten vom 1. April 1919 ab. Auf Deutschland fielen 63 Mill., auf England der Rest. Nachdem in den Jahren 1908 und 1909 diese Anleihe aufgebracht worden ist, ist Ende 1910 nochmals eine Anleihe von 96 Mill. genehmigt worden und vorläufig zum Teilbetrage von 60 Mill. M., von denen 38 Mill. der deutsche und 22 Mill. M. der englische Geldmarkt aufzubringen hatte, ausgegeben worden. Wenngleich die Bahn als chinesisches Unternehmen formell angesehen werden muß, hat sie doch für die führenden Staaten und deren Industrie segensreiche Wirkungen. Die chinesischen Werke sind nicht in der Lage, ein Material von der Güte wie die europäischen zu liefern, und so sind auf Grund internationaler Ausschreibungen zahlreiche Aufträge nach Deutschland und England gelangt.


Auf der 1085 km langen Strecke ist die auf der deutschen Teilstrecke zu erbauende Brücke über den Huangho ein Werk, das große Anforderungen an die Ingenieurkunst stellt. Zwar liegen die Verhältnisse nicht so ungünstig wie bei der andern Huanghobrücke (s. S. 194), da es vor allem möglich gewesen ist, mittels Luftdruckgründung Steinpfeiler im Flußbett zu errichten und der Strom hier nur 1300 m (Niedrigwasser 500 m) breit ist, aber das Werk ist darum doch ein großartiger Beweis von Leistungsfähigkeit. Es wird nach dem Entwurf der Brückenbauanstalt Gustavsburg ausgeführt. Das 1255∙20 m lange Eisenwerk überdeckt mit neun Überbrückungen von je 91∙5 m Weite das Flutgelände, während über dem eigentlichen Strom sich drei Öffnungen spannen, deren mittelste 164 m, deren beide Seitenöffnungen je 128 m weit sind. Eine zweite größere Brücke führt mit 900 m Länge über den Tawenho, einen Zufluß des Kaiserkanals. Umfangreiche Hauptwerkstätten sind in Tsinanfu im Bau. Die Baukosten betrugen auf der Nordstrecke nur 88.320 M. für das km.

Im Frühjahr 1912 konnte der Verkehr auf der ganzen Strecke durchgehend aufgenommen werden mit Ausnahme allein der Huanghobrücke, deren Fertigstellung für Ende 1912 erwartet wird. Hier hilft man sich einstweilen mit einem Fährboot. Es ist damit die Verbindung Berlin-Tsingtau oder Europa-Schanghai geschlossen. Die Bedeutung der Linie ist noch gar nicht abzusehen. Sie führt durch ein dichtbesiedeltes Land und folgt zum Teil einer alten Binnenwasserstraße, dem großartigen im 12. Jahrhundert erbauten Kaiserkanal, der von Hangtschau nach Peking mit einer Länge von etwa 1300 km führt und den Transport der Tributleistungen, Reis, Seide u.s.w. sichern sollte. Aber nicht nur als große Nord-Südverkehrsstraße wird die Bahn dienen, sondern die Zweiglinien werden den Verkehr des Hinterlandes aufzunehmen und an die Hafenplätze Tientsin, Tsingtau oder Schanghai weiterzugeben[198] haben. In diesem Wettkampf wird Tsingtau zu beweisen haben, welche Anziehungskraft seine allen andern ostasiatischen überlegenen Hafenanlagen auszuüben vermögen.


Die Linie Hsütschou-Tschingkiangpu stellt den ersten Versuch eines Wettbewerbs gegen die Schantungbahn und damit gegen Tsingtau dar. Der Plan geht dahin, ostwärts bis ans Meer und westwärts bis Kaifengfu zu kommen. Von den ingesamt 660 km sind 185 im Bau und 15 fertig.


Über die letzte Strecke der deutschen Eisenbahnkonzession, Kaumi-Itschoufu, schweben schon lange, bisher ergebnislose Verhandlungen.


Bei Ihsien führt eine 45 km lange Bahn die Förderungen der nördlich gelegenen Tschunghsing-Kohlenbergwerke zum Kaiserkanal. Es ist dies die Strecke Tsautschuang-Toutschiang mit lediglich örtlicher Bedeutung.

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  Author Rafael@yizuo-media.com Die Yangtsebahnen
19 years ago 2 years ago

Das lebhafteste Handelsgetriebe Chinas spielt sich im dichtbevölkerten Stromgebiet des Yangtsekiang ab. In kluger Erkenntnis der Bedeutung des Yangtsetals und seiner Verkehrsmittel haben die Engländer es schon früh als ihre besondere Interessensphäre angesehen. Auch im Eisenbahnwesen haben sie nach ausschlaggebender Stellung gestrebt, ein Vorhaben, dessen Gelingen allerdings der jungchinesische Chauvinismus vereitelt hat. Die wichtige Zufahrtstraße in Gestalt des südlichen Teils der Tientsin Pukoubahn steht unter englischem Einfluß. Die jenseits des Stroms gegenüber Pukou beginnende Bahn Schanghai-Nanking ist ganz in englischen Händen. Freilich nur diese Linie hat England aus einer Gruppe ihm konzessionierter Linien bauen können, während die andern 1898 erworbenen Konzessionen verloren gegangen sind. Geplant war ein Netz von Bahnen am unteren Yangtse, das durch die folgenden Hauptstrecken bezeichnet wird: Schanghai-Sutschau-Nanking, Schanghai-Sutschau-Hangtschau-Ningpo, Pukou-Hsinyang. Durch letztere sollte Hankau erreicht werden. Für die Bahnen oberhalb Hankau kommt heute nach internationaler Verständigung französisches und deutsches Kapital in Betracht, während den Engländern mit der Bahn von Hankau südwärts nach Kanton ein neues Feld eröffnet worden ist.


Die Schanghai-Nankingbahn (Huningbahn) ist mit der Wusungbahn verbunden, jener ersten Bahn in China, die nach ihrer 1878 erfolgten Zerstörung im Jahre 1897/98 durch den deutschen Ingenieur Hildebrandt in einer Länge von 171/2 km wiederhergestellt wurde.

Im Jahre 1903 begannen die Arbeiten. Am 1. April 1908 konnte die Strecke Schanghai-Nanking mit einer Länge von 310∙75 km dem Verkehr übergeben werden.


Im Dezember 1908 kam eine 131/2 km lange Anschlußstrecke durch die Stadt hinzu, die ganz von Chinesen für etwa 11/2 Mill. M. gebaute »Nanking-City-Railway«.


Auf der Strecke mußten eine große und viele kleine Brücken, im ganzen 303, darunter 164 über schiffbare Kanäle gebaut werden. Groß waren die Hemmnisse, die aus dem Landankauf erwuchsen. Durch allerlei unlautere Machenschaften wurden die Preise in die Höhe getrieben und man sagt, daß selbst die chinesischen Beamten ein Unternehmen organisiert haben, das den Bauern das Land zum normalen billigen Preise abkaufte, um es dann ganz kurze Zeit später zu unerhört hohen Preisen an die Baugesellschaft weiter zu verkaufen. Hierdurch hauptsächlich stellte sich die Bahn erheblich teurer, als die andern von Europäern gebauten Linien, nämlich auf 211.200 M. für das km. Das Kapital von 65 Mill. M. war durch eine Anleihe der Gesellschaft aufgebracht, die dafür kaiserlich chinesische Staatsobligationen zum Kurse von 90 bei einer Verzinsung von 5% übernahm. Als Verwaltungsbehörde wurde ein Ausschuß, aus je zwei Chinesen und Engländern eingesetzt, an dessen Spitze der chinesischer Bestätigung unterliegende, Oberingenieur stehen sollte. Die zweite Rate der Anleihe konnte nur zu einem Kurse von 951/2% ausgegeben werden. Die Rentabilität der Bahn müßte außer allem Zweifel stehen, denn sie verbindet große Hafenstädte am Yangtse, Nanking, Tschingkiang, Sutschau untereinander und mit dem Meere, auch durchläuft sie eine wohlangebaute, dichtbevölkerte Gegend. Wenn sie tatsächlich keine Reingewinne abwirft, so liegt dies an der Konkurrenz der Wasserstraße des Yangtse und vor allem an den Binnenzöllen (Likin), die die Chinesen von den Frachtgütern erheben. Die chinesische Regierung ist ihrer Verpflichtung, die Binnenzölle auf der Bahn billiger als auf den Straßen und Kanälen zu stellen, nur unzureichend im Sommer 1909 nachgekommen, sieht vielleicht auch die geringen Erträgnisse der Bahn nicht ungern, weil sie vom Reingewinn 20% abgeben müßte, während ihr der Likin ungemindert zufließt. Ferner ist ein vielfach erhobener Vorwurf der, daß die Bahn zu teuer gebaut sei, als daß sie sich bezahlt machen könnte. In der Tat haben die Engländer eine mustergültige aber recht teure Bahn geschaffen, wie sie gewiß den Verhältnissen des Landes nicht entspricht, in dem es zunächst nur darauf ankommt, überhaupt Eisenbahnen zu schaffen.

Die Kiangsu- und die Tschekiangbahn (Schanghai-Hangtschou-Ningpo, Huyangbahn). In den Provinzen Kiangsu und Tschekiang bildeten sich je eine Gesellschaft zum Bau des in den Bezirk ihrer Provinz fallenden Teils der Strecke, nämlich Schanghai-Fengtschin in Kiangsu (61 km) und Fengtschin-Hangtschou (125 km) in der Provinz Tschekiang. Die erste[199] Gesellschaft arbeitet mit etwa 6, die andere mit etwa 10 Mill. M. Kapital, das nur von Chinesen aufgebracht werden durfte. Im Jahre 1905 erhielten die Gesellschaften die kaiserliche Genehmigung und begannen mit dem Werk, das ausschließlich von Chinesen ausgeführt wurde. Die Kosten des ganzen Baues beliefen sich auf durchschnittlich nur 78.000 M. für das km einschließlich aller festen Bauten und allen rollenden Materials. Es waren zahlreiche Wasserläufe zu überbrücken, die großenteils der Schiffahrt dienen. Man half sich vielfach so, daß man die Brücken auf dem Trocknen errichtete und nach ihrer Fertigstellung den Wasserlauf ableitete und unter der Brücke herführte. Das Material für die Brücken stammte aus England, Lokomotiven und Wagen aus Nordamerika. Die Schienen – 31∙1 kg f. d. m – wurden in den Eisen werken von Hanyang hergestellt. Die Gesamtlänge der Bahn beträgt 186 km. Mit diesem Werk und der Bahn Peking-Kalgan haben die Chinesen bewiesen, daß sie unter Umständen in der Lage sind, eine brauchbare Bahnlinie aus eigner Kraft herzustellen. Die Fortführung der Linie nach dem eigentlichen Endziel Ningpo – Entfernung 177 km – schreitet unter chinesischer Leitung voran. 1908 ist auf Drängen der Engländer ein Anleihevertrag über 30 Mill. M. geschlossen worden, von denen das Verkehrsministerium für diese Linie von Zeit zu Zeit Beträge überweist.


Ein chinesischer Plan war die Herstellung einer etwa 240 km langen Eisenbahnverbindung zwischen Wuhu, einem bedeutenderen Platz am unteren Yangtse – über Wuntschih und Ningkuofu – und Kuangtetschau, einer an der Tschekiangbahn gelegenen größeren Stadt. Die geplante Linie ist unter dem Namen Anhuibahn bekannt. Besonders Litingfang, ein Sohn von Li hung tschang, begünstigte den Plan und begründete 1906 eine Gesellschaft zu seiner Ausführung. Aber nachdem schon umfangreiche Vorarbeiten gemacht, selbst ein kurzes Stück gebaut worden war, wurde Li im Mai 1907 als Gesandter nach London geschickt und mit dem Wegfall seiner tatkräftigen Persönlichkeit verfiel auch der Bau.

Ein weiteres wichtiges englisches Projekt ist die Schaffung der Verbindung mit der Peking-Hankoubahn durch die Linie Pukou Hsinyang. Diese – jetzt wahrscheinlich von Tengyang an der Tientsin Pukoubahn ausgehende – Linie würde in einer Länge von 434 km im Anschluß an die Linie Schanghai Nanking eine direkte Verbindung zwischen Hankou und Schanghai darstellen. Von Schritten zur Verwirklichung des Plans ist nichts bekannt geworden, obschon die Strecke ein notwendiges Glied in der ganzen dem Yangtse folgenden Eisenbahntrasse bildet.


Von Kiukiang nach Nantschang ist im Verfolg einer alten Handelsstraße eine Bahnlinie im Bau. Sie soll, ausgehend von der Yangtsehafenstadt Kiukiang, den unsicheren Wasserweg durch den Poyang-See überflüssig machen. Die Gesamtlänge wird auf etwa 120 km geschätzt. Bei dem schleppenden Vorschreiten der Arbeiten waren nach drei Jahren, d.h. im Sommer 1911 erst etwa 60 km von Kiukiang bis Taianhsien notdürftig fertig. Unternehmerin ist eine von den Notabeln der Provinz Kiangsi gebildete Gesellschaft.

Größte Wichtigkeit kommt der weiteren Erschließung des Yangtse-Tals ostwärts Hankou zu. Hier ist eine große Linie von Hankou über Itschang nach Tschengtufu, der Hauptstadt von Setschuan, geplant. Die Bahn Hankou-Tschengtufu (Tschuanhanbahn) soll Setschuan, die größte und reichste Provinz Chinas, mit der Außenwelt in Berührung bringen.


Setschuan ist 900.000 km2 groß und übertrifft damit sowohl Deutschland als auch Österreich beträchtlich. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 65,000.000. Setschuan zeichnet sich ebensosehr durch eine blühende Landwirtschaft wie durch reiche Bodenschätze an Kohlen, edlen Metallen und Eisen aus. Neben der Produktion von Reis, Opium und Tabak besteht eine ausgedehnte Seidenindustrie. Allerdings entspricht der Handel und Verkehr mit dem übrigen China und der weiteren Außenwelt keineswegs diesem wirtschaftlichen Reichtum und der Grund hierfür liegt in der weiten Entfernung und den Schwierigkeiten des Transports. Das einzige große Verkehrsmittel, der Yangtsekiang, weist in seinem oberen Laufe lang hingezogene Stromschnellen auf, die einer Fahrt zu Berg bisher unüberwindbare Hindernisse bereiteten. Nur Dschunken, die von Menschenhänden geschleppt werden, vermögen mühevoll und langsam die Reise zu machen. Zu Lande ist Setschuan durch Gebirgszüge von den östlicheren Provinzen getrennt, während sich die westliche Grenze an das schwer zugängliche Hochland von Tibet anlehnt. Die östlichen Gebirge bieten jedoch keineswegs für Eisenbahnen unüberwindbare Schwierigkeiten. Es leuchtet ohne weiteres ein, welche Wichtigkeit ein Schienenstrang für ein Land mit solchen wirtschaftlichen Verhältnissen haben muß. Auch politisch ist eine Linie von Osten her bedeutsam. Es gilt für die Pekinger Regierung, einen raschen Zuweg nach den Grenzen Tibets zu schaffen, in dem sie ihre Herrschaft durch innere und äußere Gefahren bedroht fühlt. Schon 1907 wurde ein Plan der Regierung bekannt, der eine Eisenbahnverbindung bis nach Tibet vorsah. Wie in der Mongolei, muß auch für Tibet China versuchen, den Bahnplänen der Nachbarn zuvorzukommen, Rußland mit dem Riesenplan einer zentralasiatischen Bahnlinie etwa von Semipalatinsk nach Südosten und England mit einer indisch-chinesischen Verbindung über Tibet. Von Süden her endlich ist es Frankreich, das eine Verlängerung seiner Yünnanbahn bis Setschuan anstrebt.


Die Aufgabe eines solchen Unternehmens, das die aufgeklärten Provinzbewohner durchaus herbeiwünschen, hat sich indessen für chinesische Kräfte bisher als zu groß erwiesen. Gearbeitet wird nur auf einer Strecke von 160 km aufwärts Itschang, von denen Anfang[200] 1912 etwa 45 km notdürftig fertig waren. Um so verständlicher scheint es, wenn nunmehr die Pekinger Regierung einen entscheidenden Schritt getan hat, um mit Hilfe der Fremden, da es ohne sie nicht geht, das als notwendig erkannte Werk auszuführen. Lange hatte sie die Erteilung einer Konzession abgelehnt. Nunmehr ist als Frucht endloser diplomatischer Verhandlungen, die oft dem völligen Scheitern nahe schienen, zu verzeichnen, daß Deutschland die westlichste Strecke von Itschang nach Setschuan, Frankreich die Strecke Kuangschin-(nördlich Hankau)-Itschang finanzieren soll. Die Stellung der Fremden zur Bahn, die im übrigen als staatlich chinesische gebaut wird, wird ähnlich wie jene bei der Tientsin-Pukoubahn sein.

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19 years ago 2 years ago

Die Kanton-Hankoubahn (Yüehanbahn).


Das Rückgrat des ganzen chinesischen Eisenbahnnetzes ist die Zentralbahn (s. III.) von der Reichshauptstadt Peking nach der südlichen Handelsmetropole Kanton. Nur der nördliche Teil, die Strecke Peking-Hankou mit 1214 km, ist ausgeführt worden. Die für die südliche Hälfte mit etwa derselben Länge erteilte Konzession hatte ein wechselvolles Schicksal.

Eine etwa 52 km lange Strecke – nicht eigentlich in der Trasse der Yüehanbahn – Kanton-Samschui wurde gebaut. Sie ist jetzt Staatseigentum geworden und rentiert sich durch lebhaften Personenverkehr befriedigend. Die Bahn verbindet doppelgleisig die Millionenstadt Kanton mit dem südwestlichen Fatschan, dem Birmingham Chinas. Die Strecke soll Zusammenschluß mit der englischen Bahn von Hongkong nach Kanton und der portugiesischen von Makao nach Kanton sowie der eigentlichen Kanton-Hankoubahn erhalten.


Die Amerikaner stießen bei den Vorarbeiten auf den unüberwindlichen Widerstand der örtlichen Bevölkerung, besonders in der fremdenfeindlichen Provinz Hunan. Eine Änderung der Linienführung wurde beschlossen. Dabei zeigte sich aber auch, daß der Kostenvoranschlag mit 80 Mill. M. nur etwa die Hälfte des wirklich nötigen Kapitals umfaßte. Gleichwohl gelang es den Amerikanern, einen neuen Konzessionsvertrag mit einer Erhöhung des Kapitals auf 160 Millionen durchzusetzen. Sie bildeten zur Finanzierung eine Gruppe mit englischen Kapitalisten. Diese zogen sich jedoch wegen des Ausbruchs des Burenkrieges wieder zurück. Ein noch größeres Mißgeschick kam durch den Tod des führenden energischen Amerikaners Brice hinzu. Neue Schwierigkeiten ergab die Tatsache, daß die Belgier durch Aufkauf möglichst vieler Aktien sich die Mehrheit in der Gesellschaft verschafft hatten, ein Umstand, der die Chinesen erbitterte, denn sie hatten gerade, um dem französisch-belgischen Einfluß ein Paroli zu bieten, nur von den Amerikanern als Unternehmern etwas wissen wollen. Viele Chinesen wollten aus dem Wechsel der Nationalität ein Recht Chinas zum Widerruf der Konzession herleiten. Bevor es hierzu kam, hatten die Amerikaner durch das Dazwischentreten Pierpont Morgans sich wieder die Mehrheit in der Gesellschaft zu sichern gewußt. Zum Weiterbau kam es aber doch nicht, vielmehr trug die Pekinger Regierung der erregten Volksstimmung dadurch Rechnung, daß sie unter schweren Opfern die von ihr umsonst verliehene Konzession zurückkaufte. Zu diesem Zwecke nahm sie von der Hongkonger Regierung ein Darlehen von 30 Mill. M. auf unter der besonderen Bedingung, daß im Falle einer künftigen Erbauung der Linie und der Notwendigkeit fremder Hilfe solche von England genommen werden müßte.

Nunmehr versuchten die Chinesen, den Bau selbst in die Hand zu nehmen. Es gelang ihnen, eine große Aktiengesellschaft ins Leben zu rufen. Über 8 Millionen Aktien sind verausgabt worden mit Beteiligungsquoten bis herab zu 10 M. Die Gesellschaft und mit ihr das Werk hatten unter langdauernden Intriguen und Eifersüchteleien der verschiedenen Interessentengruppen zu leiden, bis endlich zur Tat geschritten wurde. Im Juni 1907 wurde die konstituierende Generalversammlung abgehalten, im Mai 1908 wurde ein englischer Chefingenieur angestellt.

Nunmehr gründeten die Chinesen zur Durchführung des Werks provinzielle Eisenbahngesellschaften. Allein auch jetzt machte der Bau geringe Fortschritte. Die Bahn soll von Kanton nordwärts durch die drei Provinzen Kuangtung, Hunan und Hupei führen. Jede Provinz hat in ihrem Gebiet Anstalten zum Bau getroffen, die immer wieder wegen der fehlenden Geldmittel ins Stocken kamen. Die drei Abschnitte erstrecken sich von Kanton zur nördlichen Provinzgrenze, in Hunan von der Südgrenze über Tschutschau bis Yotschau, in Hupei von Yotschau nach Wutschang.


Die von den Chinesen für den Bau der etwa 374 km langen Südstrecke begründete Gesellschaft konnte sich infolge von Unzukömmlichkeiten bei der Geschäftgebarung nur schwer entwickeln. Große Unregelmäßigkeiten wurden aufgedeckt, die den Kurs der Aktien erschütterten. In langsamem Vordringen ist der Bau 1912 bis Yintak gebracht worden (etwa 140 km), während ein Drittel sich im Bau befindet und das letzte noch nicht neu vermessen ist. Auf dem fertigen Teil besteht bereits ein reger Verkehr: 1909/10 sollen nicht weniger als 1,456.466 Reisende befördert worden und es soll eine Reineinnahme von 294.391 $ erzielt worden sein (gegen 167.200 im Vorjahre).

In der mittleren Sektion, der Provinz Hunan, ist noch weniger geleistet worden, nämlich nur eine Strecke von 50 km, die Linie Tschutschau-Tschangscha. Die Bahn ist fast ganz von Chinesen erbaut worden. An Baugeldern wurden etwa 5 Mill. $ aufgebracht, zum großen Teil durch Steuerzuschläge. Seit Frühjahr 1911 ist die Strecke in vollem Betriebe, die Züge brauchen 21/2 Stunden für die Fahrt. Die Schienen stammten aus Hanyang, die Brücken aus den Maschinenfabriken[201] in Hankau und das übrige Material aus internationalen Quellen, auch deutschen. Gearbeitet wurde unterdes an der nördlichen Fortsetzung auf Yotschau und der südlichen auf Hengtschoufu, aber ohne erhebliche Fortschritte.


Bei Tschutschau endet die 124 km lange Seitenlinie, die, von Pinghsiang kommend, die dortigen ertragreichen Bergwerke in Verbindung mit der Außenwelt bringen soll. Während die Bergwerke unter deutscher Leitung stehen, ist die Bahn von Amerikanern unter chinesischer Aufsicht gebaut worden und heute Staatseigentum. Die Kosten betrugen 31/2 Mill. Taels. Die Lokomotiven stammen aus Deutschland.


Auf der Nordsektion ist überhaupt noch so gut wie nichts geschehen. Die Länge der Strecke Yotschau-Wutschang (gegenüber Hankau) soll 207 km betragen. An ihrem Nordende ergeben sich insofern bauliche Schwierigkeiten, als hier das Hindernis des über 3000 m breiten Yangtse überwunden werden muß. Man hat einen Brücken- oder Tunnelbau, aber auch Fährboote in Erwägung gezogen.

Die Pekinger Regierung hatte eingesehen, daß es ohne fremde Hilfe nicht gelingen werde, den Bau der Yuehanbahn fertigzustellen. Nach langen und schwierigen Verhandlungen gelang es, am 14. und 15. Mai 1910 über Linien in einer Gesamtlänge von 2400 km eine internationale Verständigung zu erzielen, und die chinesische Regierung schloß mit den Bevollmächtigten der Kapitalisten der vier Mächte Deutschland, England, Frankreich und der Vereinigten Staaten am 20. Mai einen Vertrag. Hiernach ist jede der vier Gruppen gleichberechtigt, stellt Ingenieure und liefert Material für die ihr zugewiesene Strecke. Eine Anleihe zum Kurs von 95 in der Höhe von 120 Mill. M., rückzahlbar in 40 Jahren, wird durch die europäischen Kontrahenten ausgegeben. Eine Ergänzungsanleihe von 80 Mill. M. kann die chinesische Regierung für Zweigbahnen nach Wunsch einfordern. Deutschland hat seine Beteiligung an der Yuehanbahn aufgegeben und übernimmt ein Teil der Bahn von Hankou nach Setschuan zum Teil, u.zw. soll die Teilstrecke von Hankou nach Itschang den Franzosen und von Itschang nach Tschengtufu den Deutschen zufallen.

Das Schicksal der Bahnpläne, wie das der Anleihe ist freilich durch die neuesten umwälzenden Geschehnisse wieder ganz ungewiß geworden. Waren es doch nicht zum wenigsten die Eisenbahnfragen, die in den Städten, aus denen die Bewegung entsprang, Tschengtufu und Wutschang, die Gemüter bewegten.

Die Kanton-Kowloonbahn. England ließ sich im Jahre 1898 die Konzession zu einer Bahn verleihen, die den Endpunkt der Linie ans Meer, nämlich an das Hongkong auf dem Festlande gegenüberliegende Kowloon verlegte. Soweit dieser Küstenstrich englisches Gebiet ist, konnte England ohne weiteres zum Bau schreiten. Aber erst 1906 begannen die Arbeiten auf dem englischen Gebiete und am 1. Oktober 1910 wurde die etwa 36 km lange Strecke dem Verkehr übergeben. Die Konzession für die weitere Strecke ging den Engländern durch Nichtgebrauch wieder verloren, gleichwohl sind Engländer die eigentlichen Erbauer.

Die Länge der Bahn auf chinesischem Boden beträgt 144 km, sie gehört der chinesischen Regierung. Im Herbst 1911 wurde der volle Betrieb eröffnet. Auf der englischen Strecke war ein Gebirge, das die Küste bildet, zu durchdringen. Die Steigung beträgt durchgängig 1 : 100. Es waren 49 Brücken in Längen von 1∙75 bis zu einer von 67 m zu bauen. Alle Brücken sind zur späteren Aufnahme eines zweiten Gleises vorgerichtet. Sie sind meist aus massivem Mauerwerk aufgebaut. Wo die nötigen Fundamente nicht gelegt werden konnten, wurden Eisenkonstruktionen auf Pfeilern aus Ziegelsteinen aufgeführt. Am schwierigsten waren die Tunnelbauten und Einschnitte. Im ganzen wurden 5 Tunnel gebaut, deren längster 2418 m lang ist. Die etwa 11 m langen Schienen sind aus englischem Stahl und haben ein Gewicht von etwa 42 kg f. d. m. Der Bahnkörper ist im allgemeinen 5∙8 m breit. Als Arbeitskräfte dienten an den Bahnstrecken durch die Reisfelder chinesische Frauen, als Beförderungsmittel der chinesische – auf dem Kopf getragene – Korb. Der Bahnkörper im freien Felde besteht aus Schlamm, mit Rasen an den Böschungen, im gebirgigen Teil aus Granitbrocken. Bei den Tunnelbauten wurden zu Anfang nur indische Arbeiter beschäftigt. Später kamen Chinesen, die aus Südafrika zurückgekehrt waren, hinzu. Das rollende Material ist durchwegs englisch. Die ursprünglich auf 5 Mill. $ berechneten Baukosten haben die Höhe von 12∙3 Mill. erreicht. Gleichwohl ist der Ertrag schon im ersten Betriebsjahr erfreulich.

Auf der chinesischen Strecke ergaben sich Schwierigkeiten nur aus der ablehnenden Haltung der Bevölkerung. Die Baukosten sollen 121/2 Mill. $ nicht überschritten haben. Die Lokomotiven sind englischen Ursprungs, die Schienen aus Hanyang. Eine Verwaltungsgemeinschaft besteht zwischen den beiden Teilstrecken nicht, nur in den Fahrplänen wird aufeinander Rücksicht genommen. Auch fehlt es noch an der 3 km weiten Verbindung zum Endpunkt der Yuehanbahn in Kanton.[202] Es fährt täglich ein Schnellzug in jeder Richtung, der 5 Stunden benötigt.


Die Bahn von Kanton nach Makao. Die Portugiesen haben 1902 eine Konzession auf 50 Jahre erwirkt zum Bau einer Eisenbahnlinie, die ihre Kolonie Makao mit der Stadt Fatschan bei Kanton verbinden soll. Sie hoffen, durch diese etwa 200 km lange Bahn wenigstens teilweise die alte an Hongkong verlorene Stellung als Handelsplatz wiederzugewinnen. Das Kapital wird von einer chinesisch-portugiesischen Gesellschaft aufgebracht, dem »sinolusitanischen Syndikat«. Vom Gewinn soll das Syndikat 1/10, die chinesische Regierung 3/10 erhalten. Die Bahn wird wohl kaum mehr als örtliche Bedeutung erlangen. Seitdem 1908 der portugiesisch-chinesische Vertrag aufgelöst worden ist, verlautet nichts mehr von dem Plane.

Die Sunningbahn. Diese etwa 88 km lange Linie verbindet die Orte Kongmoon-(Freihandelsplatz)-Kungyik und Sam kap hoi (San tschia hai). Kungyik, der eigentliche Ausgangspunkt der Bahn, liegt am Sunchongcreek, 10 km von Kongmoon, das wieder 140 km von Hongkong entfernt ist. Sam kap hoi ist ein chinesischer Hafenplatz und liegt südwestlich von Makao. Die Bahn ist ganz mit chinesischen Mitteln und von chinesischen Ingenieuren gebaut. Das Kapital von 5 Mill. M. wurde von im Auslande lebenden Chinesen aufgebracht. Auch der leitende Ingenieur hatte vierzig Jahre in Amerika gelebt. Die Bahn hatte nicht mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, dafür umsomehr Rücksicht auf andere Hindernisse zu nehmen. Alle Gräber wurden respektiert und so fährt die Bahn in endlosen Windungen durch die Ebene. Ihre Bedeutung ist rein örtlich. Das Material stammt aus den Vereinigten Staaten und aus Europa (Belgien und Deutschland). Mit dem Bau wurde 1906 begonnen, 64 km der Strecke konnten im Juni 1909 dem Verkehr übergeben werden. Inzwischen ist auch der Rest fertiggestellt worden. Westliche und nördliche Verlängerungen nach Makao und Tatschan sind geplant.

Die Bahn von Amoy nach Tschangtschou. Schon seit längeren Jahren besteht der Plan, den guten Hafen von Amoy mit dem Binnenlande zu verbinden. Amoy liegt auf einer Insel dem Festlande gegenüber und beherrschte einst den Teehandel Formosas, bis diese Insel japanisch wurde. Nun will die »Fukieneisenbahngesellschaft« dem Handel neues Leben zuführen durch Eisenbahnverbindungen, die nach Süden in die Provinz Kuangtung (Kanton) und nach Norden in die Provinz Kiangsi geplant sind. Einstweilen ist von den Plänen nur ein Teil ausgeführt worden. 44 km lang führt die Bahn von Sungsu gegenüber Amoy nach Tschangtschou und ist – bis auf eine große Brücke – nahezu vollendet. Die Baukosten, nur von Chinesen aufgebracht, sind auf 71/2 Mill. M. bemessen, von denen ein Teil eingezahlt ist. Die Bahn verursachte ihren chinesischen Erbauern erhebliche Geländeschwierigkeiten. Mit Rücksicht auf dieselben mußten insbesondere zahlreiche größere Brücken und Durchlässe hergestellt werden. Die Schienen lieferten die chinesischen Stahlwerke in Hanyang. Eine Lokomotive stammt aus Deutschland, das übrige rollende Material meist aus Amerika. Tschangtschou ist ein bedeutenderer Handelsplatz mit Kohlenfeldern und einem für China seltenen Holzreichtum in der Nähe. Der von der Bahn berührte Landstrich bringt üppig Reis, Tabak, Tee und Zucker hervor, auch ist er reich an Eisen, Blei, Porzellanerden, Ton- und Salzlagern. Wegen der hohen Baukosten läßt sich jedoch ein befriedigendes Erträgnis zunächst nicht erwarten.

Die Bahn von Swatau nach Tschautschau. Diese 46 km lange Linie führt von dem Fremdhandelsplatz Swatau nach der ansehnlichen Binnenhandelsstadt Tschautschau. Sie ist die erste mit nur chinesischem Gelde erbaute Bahn. Ihre Erbauer waren Japaner. Das Kapital betrug etwa 4 Mill. M. Das Material ist japanisch und amerikanisch. Die wichtigen Beamtenposten im Betriebe haben Japaner, die untergeordneten Chinesen inne. Die Bahn wurde am 16. November 1906 eröffnet, im Oktober 1908 kam eine Verlängerung bis zum Hau-Fluß bei Yenkai hinzu. Die Rentabilität der teuer gebauten und nur vom Personenverkehr lebhaft benutzten Bahn soll unbefriedigend sein.


Die Yünnanbahn ist die südlichste Eisenbahn in China. Sie verbindet die französische Kolonie Tongking mit der Provinzialhauptstadt Yünnanfu. Ihre Erbauer sind Franzosen. Die Linie ist sowohl politisch als auch technisch interessant.


Die Lage der Franzosen in Tongking ist im Vergleich zu der der Engländer in Indien günstig. Sie haben im Tal des Roten Flusses eine Art Zugangsstraße nach Yünnan, während Indien von China abgeschlossen ist. Es gelang dem tatkräftigen Gouverneur von Indochina, Doumer, Regierung und Parlament Frankreichs zum Erlaß des Gesetzes vom 25. Dezember 1898 zu bestimmen, durch das der Bau eines Eisenbahnnetzes in Tongking und über die Grenze nach Yünnanfu genehmigt wurde. Die Konzession für die Bahn ist auf 80 Jahre erteilt, darnach geht sie ohne Entgelt in das Eigentum der chinesischen Regierung über. Diese übernahm nur die Pflicht, für die Hergabe des nötigen Geländes zu sorgen. Die französische Regierung rief für die Anlage der Bahn mit Unterstützung der führenden Finanzleute die »Compagnie Française des chemins de fer de l'Indo-Chine et du Yunnan« ins Leben.

Die Gesamtkosten waren auf 80 Mill. Fr. veranschlagt. Das Mutterland hat eine Zinsbürgschaft von 3 Mill. jährlich übernommen und so gelang es, ein Kapital von 76 Mill. Fr. aufzubringen. Den Rest übernahm zur Hälfte die Kolonialregierung, zur Hälfte wurde er von der Gesellschaft gezeichnet. China gewährte Zollfreiheit für alles einzuführende Material.


Der Bau der Bahn hatte unter besonderen Schwierigkeiten zu leiden und dauerte acht Jahre. Zunächst war der Widerstand der Bevölkerung stark und machte sich in Niederbrennung des französischen Konsulats und der chinesischen Zollgebäude in Mengtse Luft. Die im Jahre 1899 begonnenen Arbeiten wurden durch den Boxeraufstand unterbrochen und erst 1901 wieder aufgenommen. 1903 begann der Bau auf chinesischem Boden. Die Terrainhindernisse sind groß. Es galt, eine Steigung von 1700 m in einem Hochplateau zu überwinden. Der Zuweg ist durch tief eingerissene Wasserläufe erschwert. Es wurde aus technischen Gründen die alte Straße und mit ihr der frühere Entwurf verlassen und im November 1902 der Aufstieg in einem Flußtale, dem berüchtigten Namti-Tal, beschlossen.[203] Nach der erneuten Genehmigung der Regierung begann 1904 der Bau auf der ganzen Linie. Er kann sich an Kühnheit mit den amerikanischen Bauten in den Cannons messen. Stellenweise ist das Tal mit seinen steilen 1000–1300 m aufragenden Wänden so eng, daß die Gleise in den Felsen hineingebaut werden mußten. Ganz besonders schlimm aber waren die gesundheitlichen Gefahren. Denn in der dumpfigen Talsohle war ein guter Boden für alle Tropenkrankheiten. Von den aus dem Norden Chinas herbeigebrachten Arbeitern sollen in einem Jahre 3000 gestorben sein, ja, man beziffert den Gesamtverlust auf über 40.000 Köpfe.

Die Gesamtlänge der Bahn, die eine Spurweite von 1∙34 m hat, beträgt von Laukoy, der französischen Grenzstadt, bis Yünnanfu 468 km, von Haiphong, der Haupthafenstadt der Kolonie, bis dorthin 857. 140 Tunnel, davon der längste 600 m, mußten gebohrt werden und eine Unzahl Obergänge, Brücken und Galerien waren herzustellen. Das größte Hemmnis war die starke Steigung. Die höchste beträgt 1 : 40. Ausgehend von einer Erhebung von 90 m über dem Meere bei Laukoy wird schon nach 150 km eine Höhe von 1680 m erstiegen, auf dieser Strecke mußte zwischen km 105 und 120 eine 15 km lange Schleife eingelegt werden und hierzu waren 24 Tunnel sowie ein Viadukt von 67 m Länge und einer Höhe von 80 m über der Talsohle erforderlich. Die Grundgeschwindigkeit der Züge ist nur 24 km, weil das Material noch nicht sehr leistungsfähig ist, besonders an Schnellzugslokomotiven Mangel herrscht, dann aber auch, weil der Oberbau noch nicht genügend gefestigt ist, um die Erschütterungen schnelleren Fahrens zu ertragen. Der Verkehr ist einstweilen noch nicht recht entwickelt. Es verkehren täglich in jeder Richtung ein Personenzugpaar mit Eilgutbeförderung und ein Güterzugpaar. Die landschaftlichen Reize der Fahrt sind unvergleichlich. Mehr als 160 km führt die Strecke durch eine unbewohnte Wildnis, bedeckt mit Urwald, in dem Tiger, Affen, Panther und Wildkatzen hausen. Mit Rücksicht auf die ungeheure Steigung braucht der Zug bis Mengtse 9 Stunden und bis Amitschan 121/2, um dann in einem weiteren Tage bis Yünnanfu zu gelangen. Die Fahrpreise betragen I. Klasse 36 $ mex. (1 $ mex. = etwa 2 M.), II. Klasse 25 $, III. Klasse 161/2 $. Die Fahrt nach Yünnan dürfte sich bald großer Beliebtheit erfreuen, denn das Klima der großen französischen Kolonie ist nicht gesund und es wird jedem Europäer als Wohltat erscheinen, von der Küstenniederung ins Hochgebirge eilen zu können.

Die Anschauungen über die Rentabilität sind geteilt. Die Kosten des ganzen Unternehmens haben den Voranschlag um etwa 90% überschritten. Ursprünglich hatte man mit etwa 100 Mill. Fr. auskommen wollen, die schon nach 3 Jahren verbraucht waren. Um den Bau nicht stocken zu lassen, kam ein vorläufiges Übereinkommen zwischen der Gesellschaft und der Regierung zu stände, demzufolge 35 Mill. Fr. aufgebracht, u. zw. 30 vom Staate vorgeschossen, 5 von der Gesellschaft bezahlt werden sollten. Später (1909) wurde dann eine weitere Anleihe größtenteils zu Lasten der Kolonie im Gesamtbetrage von 53 Mill. ausgegeben. Die 4%ige Anleihe ist vom Staat garantiert und in 65 Jahren zurückzahlbar. Trotz der schweren Zinsenlast nehmen die Franzosen an, daß sich die Bahn bezahlt machen wird. Denn sie erhoffen eine Ablenkung des südwestchinesischen Handels nach den Hafenplätzen ihrer Kolonie Tongking, ferner glauben sie, daß durch die Bahn weite Gebiete erst dem Handel aufgeschlossen werden und insbesondere die Provinz Yünnan, die im 19. Jahrhundert schwer unter Aufständen zu leiden gehabt hat, zu neuer Blüte sich entfalten werde. Yünnan ist die zweitgrößte Provinz Chinas (380.000 km2, also ungefähr die Größe Preußens). Die Bevölkerungsziffer, ehedem auf 32,000.000 geschätzt, dürfte heute nicht viel höher als 12,000.000 sein. An Metallen sind Silber, Eisen, Zinn und Zink, alle in noch nicht erforschten Mengen, vorhanden. Ob sich die Zukunftshoffnungen der Franzosen auf die am 1. April 1910 eröffnete Bahn erfüllen werden, ist jedoch recht zweifelhaft.

Die Konzession für eine Linie mehr nach Osten in China, die von dem Grenzort Langson bis Lungtschau mit 80 km Länge fertiggestellt ist und von da nach Nanningfu in der Provinz Kuangsi und weiter über Kueilin nach den Provinzen Hunan und Kuantung geplant war, hatten die Franzosen bereits im Jahre 1896 erlangt, sie dürfte aber verfallen sein. Es erscheint zweifelhaft, ob sie unter den jetzigen Verhältnissen wieder erteilt werden wird. Überdies wird die Yünnanbahn nur dann einen wirklichen großen Handelsweg darstellen, wenn sie Anschluß an die Provinz Setschuan erhält. Die nördliche Fortsetzung nach Tschengtufu oder Suifu am Yangtsekiang ist daher auch der Franzosen sehnlicher Wunsch. Auch mineralische Schätze Yünnans und die Möglichkeit ihrer Ausbeute sind noch zu wenig erkundet, als daß man einen gewinnbringenden Bergbau mit Sicherheit voraussagen könnte.

[204] 3. Die Zukunft der Bahnen Chinas.


Für das chinesische Eisenbahnwesen ist das wichtigste Problem die umstrittene Frage, ob Bau und Betrieb in Händen des Staats oder Privater liegen sollen und bei Bejahung der ersten Alternative, ob sowohl chinesische wie ausländische Privatunternehmungen ausgeschlossen sein sollen. Bei den überwiegend für ein Staatsbahnsystem sprechenden Gründen muß man, wie fast bei allen das chinesische Wirtschaftsleben betreffenden Dingen europäische Maßstäbe außer acht lassen. So liegt eins der schwersten Bedenken gegen den reinen Staatsbetrieb darin, daß die chinesischen Beamten heute noch nicht die Gewähr bieten, daß sie ihnen anvertraute große Güter getreu verwalten werden. Dasselbe Bedenken in Verbindung mit dem Mangel an eigenen Ingenieuren spricht auch gegen den Bau neuer Linien als rein staatlich chinesischer Unternehmungen. Gewiß hat China bereits gezeigt, daß es allein im stände ist, eine brauchbare Eisenbahn zu erbauen, aber diese Erfahrung darf nicht zu stark verallgemeinert werden. Noch größere Bedenken erheben sich gegen Bau und Betrieb durch rein chinesische private Unternehmungen. Die übergroße Mehrzahl derselben ist kläglich gescheitert an der Unfähigkeit zu strammer Verwaltung. Durch kaiserliches Edikt vom 9. März 1911 ist daher verfügt: »Es wird als politischer Grundsatz aufgestellt, daß die Hauptbahnen der Regierung gehören müssen. Alle Hauptlinien, für die sich vor dem 1. Februar 1911 in den verschiedenen Provinzen Gesellschaften gebildet haben, sind von der Regierung in ihre Hand zurückzunehmen. Alle für die Hauptlinien früher erteilten Konzessionen werden samt und sonders rückgängig gemacht.« Das hierin bekundete energische Streben zu staatlicher Erbauung und Verwaltung der Bahnen ist bei den eigenen Landsleuten nicht stehen geblieben, sondern hat sich auch auf die in Händen von Ausländern befindlichen Bahnen erstreckt.

Die allmähliche Verdrängung der ausländischen und der privaten Unternehmen ergibt sich aus nachstehenden Zahlen (vgl. Tab. S. 189): Es waren vorhanden an fertigen Linien:


19086698 km,davon fremd 79·70%,chinesisch 20·30%
19129842 km,davon fremd 44·75%,chinesisch 55·25%

Von den chinesischen Linien befinden sich keine erheblichen Strecken mehr in privaten Händen, so daß ungefähr das Verhältnis von nationalem zu fremdem Unternehmen dem von Staats- zu Privatbetrieb entsprechen dürfte. Die hierin zutage tretende Entwicklung könnte noch andauern, denn China besitzt bei fast allen Bahnen, für die es Konzessionen an Fremde erteilt hat, Rückkaufsbestimmungen, die es ihm ermöglichen, die Linien früher oder später mit oder ohne Opfer an sich zu bringen.

Allein der Mangel an Mitteln und Baumeistern wird China doch noch für lange Zeit auf die Hilfe des Auslandes sowohl beim Erwerb bestehender als auch beim Bau neuer Bahnen anweisen. Sind doch auch die Rückkäufe durchweg nur durch Auslandsanleihen ermöglicht worden. Auf einem Mittelweg wird es dieser Notwendigkeit und dem nationalen Empfinden Rechnung tragen müssen. Die unerläßliche finanzielle und technische Mitwirkung der Europäer wird nicht ausgeschaltet, aber ihr Einfluß auf ein geringeres Maß herabgesetzt werden können, wie dies schon bei den Verträgen über die Tientsin-Pukou-Bahn u.a. geschehen ist. Die Fremden anderseits werden ein gewisses Maß von Kontrolle über die Verwendung der dargeliehenen Gelder nie ganz aus der Hand geben können.

Die Aufgaben, die bis zur Herstellung eines einigermaßen ausreichenden und systematisch zusammenhängenden Eisenbahnnetzes noch zu lösen sind, sind groß und lockend. Daß China auf dem Wege zu einem solchen Eisenbahnnetz ist, dafür spricht einmal die Tatsache, daß trotz der voneinander unabhängigen Linienbauten deren Gesamtheit gleichsam wirtschaftsgesetzlich, wenn auch ungewollt, Planmäßigkeit zeigt, und sodann, daß das Verkehrsministerium selber, wie eingangs bemerkt, einen großen Plan im Jahre 1907 ausgearbeitet und dafür die Genehmigung des Throns erreicht hat. (Neuestens hat der Präsident der Republik einen besonderen Ausschuß zum Studium des Ausbaues der C. eingesetzt. Hierbei handelt es sich insbesondere um die Schaffung von drei Linien, die das Land von der Ostküste bis an die Grenzen Innerchinas durchqueren sollen. Angesichts des Scheiterns der Anleihe von 1200 Mill. M. bei dem Sechsmächtesyndikat, dürfte die Aussicht auf baldige Ausgestaltung des Netzes in die Ferne gerückt sein.) Einstweilen ist China relativ arm an Bahnen. Während in Deutschland auf 10.000 Bewohner etwa 9∙5 km Eisenbahn entfallen, kommen in China und der Mandschurei auf die gleiche Zahl nur 0∙224 km. Und während in Deutschland auf 100 km2 10∙6 km Eisenbahn kommen, sind es in China nur 0∙221 km. Rechnet man die drei anderen Nebenländer noch hinzu, so wird das Verhältnis noch weit ungünstiger. Einer einzelnen Macht wird es freilich kaum noch gelingen, von der großen Aufgabe sich Stücke zu gesonderter Bearbeitung herauszulösen. Denn die Losung in China ist nicht mehr wie vor 20 Jahren gegen Eisenbahnen überhaupt, sondern gegen die Herrschaft der Fremden im Eisenbahnwesen gerichtet. Nur den vereinten Kräften werden Erfolge beschieden sein. Vom friedlichen, wirtschaftlichen Zusammenwirken der Fremdmächte untereinander und mit den Chinesen wird die künftige Entwicklung des Eisenbahnnetzes und damit des chinesischen Reiches abhängen.

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  Author support@yizuo-media.com Literatur über Eisenbahnbau und Eisenbahnpläne in China
19 years ago 2 years ago

Literatur: Schumacher, Eisenbahnbau und Eisenbahnpläne in China. Arch. f. Ebw. 1899, S. 901, 1194 und 1900, S. 1. – Michie, The Englishman in China, 2 Bd., 1900, Edinburg und London. – Doumer, La Situation de l'Indo-Chine Francaise, 1902. Hanoi. – Smith, China and America to day, 1907, Newyork. – Kent, Railway Enterprise in China. 1907, London. – Preyer, Das Eisenbahnwesen Chinas. Arch. f. Ebw. 1909, S. 83. – Franke, Eisenbahnbau und Eisenbahnpolitik in China in: Ostasiatische Neubildungen. 1911, Hamburg. – De Laboulaye, Les chemins de fer de Chine. 1911, Paris. – Railways in China, 1909, in: The Far Eastern Review, Vol. VI, Nr. 6, November 1909. – Railway Number der: The National Review China, Vol. X, Nr. 16, Oktober 1911. – Bulletin d. Int. Eis.-Kongr.-Verb. 1912, S. 870. Simon, Die chinesischen Eisenbahnen. – Ferner zahlreiche Aufsätze in der sonstigen ostasiatischen und anderen Presse, besonders im »Ostasiatischen Lloyd« und in der »Kiautschou Post«, Schanghaier und Tsingtauer Wochenschriften.

Preyer.

Tafel V.
Tafel V.
1

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

2

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

3

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

4

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

5

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

6

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

7

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

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bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

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bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

10

bedeutet, daß der weitere Teil der Bahn in Bau ist.

11

S. hierzu Artikel »Sibirische Bahn«.

12

Näheres s. in Glasers Annalen. 1911, Bd. 69, Nr. 821 Schmelzer; Mitteilungen über die Tientsin-Pukoubahn.

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