Der Vortizismus (englisch: Vorticism, (lat. vortex = Wirbel, Sturm)) ist eine Richtung der bildenden Kunst, die im frühen 20. Jahrhundert in England parallel zum Kubismus und dem italienischen Futurismus entstand. Sie sah sich im Widerspruch zur akademischen Tradition sowie dem Impressionismus und verstand sich ausdrücklich als spezifisch englischer Beitrag zur Moderne.
Ein wichtiger Vorläufer der vortizistischen Bewegung war der Maler Roger Fry, der mit den Ausstellungen „Manet and the Post-Impressionists“ 1910 und „Second Post-Impressionist Exhibition of English, French and Russian Artists“ 1912 Impulse für eine Neuorientierung der bildenden Kunst in Großbritannien gab.
Für die Entwicklung des Vortizismus besaß in der Folge der italienische Futurismus erheblichen Einfluss; z. B. auf Percy Wyndham Lewis, einen der zentralen Protagonisten des Vortizismus und seiner Heimstatt, dem „Rebel Art Centre“ in London. Das Organ der avantgardistischen Bewegung „Blast“ erschien nur in zwei Ausgaben im Juli 1914 und Juli 1915.
Der Vortizismus wandte sich gegen realitätsnahe Darstellungen in der Kunst, verneinte ihren moralischen Auftrag und bestand auf der Autonomie des Kunstwerks. Andererseits sahen sich die Künstler des Vortizismus im Gegensatz zur Kunst Frankreichs und als Vertreter einer originär nordisch-englischen Kunst (mit einem ausgeprägt maskulinen Selbstverständnis, das u. a. Härte als Wert postulierte). Sie verstanden ihre Werke als Auseinandersetzung mit der modernen „mechanischen“ industriellen Welt und blieben realen Vorbildern, Menschen und Sujets aus der Großstadt und der industriellen Produktion, verhaftet. Die für viele Künstler ernüchternden Kriegserfahrungen dürften Einfluss darauf gehabt haben, dass der Weg von der Abstraktion zum Abstrakten (nicht Gegenständlichen) nicht vollendet wurde und der Vortizismus den Ersten Weltkrieg kaum überdauerte.